Mitten in Bayern:Freibier und andere Privilegien

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Der Josefitag war einer der wichtigsten Feiertage im alten Bayern. Noch heute bekommen alle Josefs, Josefas und Josefines an diesem Tag in Kloster Andechs ein Freibier. Ein gesetzlicher Feiertag ist Josefi freilich schon seit 1968 nicht mehr

Kolumne von Katja Auer

Nicht-Bayern schauen gelegentlich mit einer Mischung aus Faszination und Unverständnis auf den Landstrich im Süden, wo immer noch eine Partei mit absoluter Mehrheit und absolutistischem Anspruch regiert, wo es Gebirgsschützen gibt und Bräuche wie den, sich am Dreikönigstag mit möglichst viel Bier Stärke für das Jahr anzutrinken. Bier in Masskrügen gehört ebenfalls zu den für Auswärtige ungewohnten Dingen, dass es ein solches an diesem Montag für alle Josefs, Josefas und Josefines umsonst gibt im Kloster Andechs, stößt auf endgültig ungläubiges Staunen.

Der Josefstag wird gefeiert am 19. März, oftmals Josefi genannt, der Namenstag des heiligen Josef. Der ist vielerorts in Bayern noch so bedeutend, dass er nicht nur in Gottesdiensten begangen wird, sondern die Träger des alten Namens allerlei Privilegien genießen. Das Freibier ist das eine, am Wendelstein dürfen die Seppen und ihre Namenscousinen kostenlos mit der Bergbahn fahren.

Der heilige Josef, ein Zimmermann, hat eine recht modern klingende Biografie. Er blieb bei seiner Verlobten, obwohl die nicht von ihm schwanger war, er flüchtete mit seiner Familie und suchte Schutz in einem fremden Land. Einer von denen also, die es heutzutage nicht ganz leicht haben in Bayern. Verehrt wird der Mann dennoch, so sehr, dass sein Namenstag bis 1968 Feiertag war im Freistaat. Für seine Wiedereinführung macht sich die Königlich-Bayerische-Josefspartei stark, die eigens zu diesem Zweck gegründet wurde. Zur Wahl steht sie nicht, die Josefspartei ist ein Verein.

Zu ihren Parteitag kommen traditionell Festredner vor allem aus jener Partei, die sich als alleinige Bewahrerin der bayerischen Heimat versteht und als besonders christlich ebenfalls. Markus Söder war auch schon da, noch nicht als Ministerpräsident freilich, und obwohl er nicht Josef heißt. Das wohl ein bisschen Pech für die Josefi-Verfechter. Einem Josef Söder, einem katholischen noch dazu, hätte die Idee bestimmt gefallen können, den Josefs und Josefas ihre Wahlentscheidung mit einem wiedereingeführten Feiertag etwas zu versüßen. Allerdings hat das nicht einmal der von ihm so sehr bewunderte Vorgänger vorangetrieben, der sogar den passenden Namen getragen hat: Franz Josef Strauß.

© SZ vom 19.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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