Mitten in Bayern:Es kann nur einen geben

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Am 6. Dezember ist Nikolausabend, aber schon vorher findet in Murnau ein großes Nikolaustreffen statt. Mit Engerln und Krampussen, oder wie auch immer deren Mehrzahlform lautet. Aber Moment, wie geht das überhaupt? Schließlich gibt es doch nur einen Nikolaus

Von Matthias Köpf

Bald ist Nikolausabend da, und am Nikolausabend, da hat der Nikolaus keine Zeit. Zumindest nicht für seinesgleichen, denn am Nikolausabend muss der Nikolaus ja würdevoll in seinem goldenen Buch blättern und all die handgeschriebenen Sündenregister entziffern, die ihm die Eltern vor der Haustür noch schnell zugesteckt haben. Wenn da wirklich gar nichts zu lesen ist, muss der Nikolaus halt improvisieren, aber ein bisschen braver sein und ein bisschen mehr auf die Mama und den Papa hören könnten sie ja eigentlich alle.

Der Nikolausabend ist also Akkordarbeit, aber dafür nur ein paar Stunden lang und bloß einmal im Jahr. Im oberbayerischen Murnau setzt sich der Nikolaus nach so einer schweren Schicht jedenfalls gerne noch mit den anderen zusammen, und weil das immer ganz gemütlich ist, hat der Nikolaus heuer großzügig Einladungen verteilt. Allerdings ist es nach Murnau nicht von allüberall her der nächste Weg, manchmal soll der Nikolaus nach der Arbeit auch gar nicht mehr fahrtüchtig sein. Also findet das erste große Nikolaustreffen in Murnau nicht am Nikolausabend statt, sondern schon am 3. Dezember. Vom Pfarrsaal von St. Nikolaus geht es in die Kirche und weiter ins Wirtshaus. Die Engerl sind auch eingeladen und natürlich die Kramperln, wobei es da jenseits des Bairischen mehrzahlmäßig schon schwierig wird. Heißt es Krampusse? Oder Krampi? Irgendwelche Lateinlehrer da? Krampūs? (U-Deklination!) Wahrscheinlich Knechte Ruprecht, aber gibt es überhaupt mehr als einen?

Nikoläuse gibt es in der Mehrzahl jedenfalls nur aus Schoko. Der echte Nikolaus hingegen ist ganz genau einer. Und kein halbes Bataillon, wie es da in Murnau zusammengezogen werden soll, um den Kindern froh und munter die letzte Illusion zu nehmen. Dabei legt der federführende Murnauer Nikolaus großen Wert auf Echtheit: Die falschen Kollegen "im Strampelanzug und mit der Zipfelhaube" kommen ihm nicht ins Pfarrheim, Rauschebart hin oder her. Und wenn es genug Originale werden, mit Mitra, Messgewand und Bischofsstab, wer weiß: Vielleicht geht sich ja doch ein Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde aus? Viel Erfolg, aber eins ist klar: Guinnessbuch ist was für Weihnachtsmänner.

© SZ vom 01.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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