Mitten in Bayern:Die namenlose Gamshütte

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Es ist doch ganz einfach: Die alte Hütte ist abgebrannt, die neue soll so heißen wie die alte. Aber so einfach ist es eben nicht

Von Matthias Köpf

Wie könnte eine Berghütte am Wank oberhalb von Partenkirchen am besten heißen? Eine, an der die Wanderer gern Pause machen und den Ausblick auf Zug- und Alpspitze genießen? Die auch bei den Einheimischen für eine schnelle Abendrunde beliebt ist, denn höher als bis auf knapp 1000 Meter müsste man nicht hinaus? Ein markiger Name mit kernig alpinem Klang müsste es sein. Er sollte an Wilder-er und Jäger denken lassen, an Fels und Alm und an keine Sünd', weil die gibt's da droben ja nicht. "Gamshütte" wäre zum Beispiel ideal, da sind sie sich in Garmisch und Partenkirchen sicher einig. Grade "Gamshütte" geht aber gar nicht, denn die ist vor zwei Jahren abgebrannt. Und das, was die Bayerischen Staatsforsten stattdessen wieder aufbauen wollen, darf heißen wie auch immer, aber jedenfalls nicht so wie bisher.

Denn der frühere Pächter, den die Staatsforsten 2015 nach jahrelangen Streitigkeiten losgeworden sind, hat sich vorher noch die Namensrechte gesichert und rückt sie nicht mehr heraus. Daran hat auch ein Prozess Anfang des Jahres nichts geändert, bei dem es um die Beseitigung der letzten verkohlten Reste gegangen ist und bei der die Namensrechte Teil einer Einigung hätten sein können. Aber das mit dem Einigen haben die Staatsforsten und der Pächter all die Jahre zuvor auch schon nicht hingekriegt. Der Mann hatte die Gamshütte von den Staatsforsten gekauft, aber das Grundstück nur gepachtet, und nachdem der Pachtvertrag ausgelaufen und ein Rückkauf der Hütte gescheitert war, hätte diese abgerissen werden müssen. Sie ist dann vorher abgebrannt, Brandherd war ein Ofen, in dem schon erstes Holz aus dem Abriss verfeuert wurde.

Jetzt, wo das Grundstück endlich frei ist, wollen die Staatsforsten neu bauen, in zeitgemäßem alpinen Stil aus Tannenholz in Blockbauweise und mit großer Glasfront für die Aussicht. Nur mussten sie vor ein paar Monaten feststellen, dass die Gamshütte nicht mehr "Gamshütte" heißen darf. Seither trägt sie den eher hölzernen Arbeitstitel "Tannenhütte". Für den richtigen Namen soll es einen Wettbewerb geben - aber nur einen kleinen, lokalen, um Akzeptanz bei den Einheimischen zu schaffen. Nicht dass die Hütte am Ende "Jemsenstadl" heißt.

© SZ vom 03.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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