Mitten in Bayern:Die CSU macht sich jankerfest

Lesezeit: 1 min

Die CSU weiß, was die Leute bewegt im Land, das gehört ja sozusagen zum Markenkern. Also beschäftigte sie sich auf dem Parteitag ausschließlich mit grundsätzlichen Dingen, etwa mit der Frage, wie die Ehrennadel ordentlich an der Tracht hält

Kolumne Von Lisa Schnell

Die CSU ist nah dran an den Leuten. Sie weiß, was den kleinen Mann bewegt, bei der kleinen Frau ist man sich nicht so sicher, sie wird in der Partei kaum erwähnt. Aber bestimmt wird auch an sie gedacht. Überhaupt sind das nur Spitzfindigkeiten. Wichtig sind: Inhalte, Inhalte, Inhalte. Was bewegt den Wähler wirklich? Das treibt die Partei um, das beschäftigte die Delegierten jede Sekunde auf ihrem Parteitag in Nürnberg.

Als beinahe störend wurden da zwei Männer empfunden, der eine älter, der andere jünger, beide groß, wobei der jüngere immer darauf bestand, einen Zentimeter größer zu sein. Diese zwei konnten es nicht lassen, ständig mussten sie sich die Hand geben und sich zulächeln. Nur, weil es da mal kleine Unstimmigkeiten gegeben haben soll zwischen ihnen, für die es kaum Beweise gibt. Auf jeden Fall nicht solche, die so einen Medienrummel rechtfertigen würden. Wegen ein paar Schmutzeleien, aber gut.

Höchst ärgerlich all das Spektakel, wo die CSU doch inhaltlich wirklich was voranbringen wollte für die Menschen im Land. Neben Anträgen zur Antifa (Die CSU will sie als terroristische Organisation einstufen lassen) oder der afrikanischen Schweinepest (die ist wirklich gefährlich) zeigte sich die Volksnähe der CSU in mannigfachen Vorstößen.

Da ist etwa die Sache mit der CSU-Ehrennadel. Sie war zu kurz und hielt nicht gescheit am Dirndl oder am Janker. Das hatte Generalsekretär Andreas Scheuer in monatelanger Feldarbeit in Erfahrung gebracht. Jetzt, Gott sei Dank, ist die Ehrennadel der CSU "jankerfest", wie man so sagt. Ein Problem aber gab es noch: die Kosten. Wenn Ortsverbände ihre Ehrenmitglieder mit Nadeln bespicken, müssen sie selbst dafür zahlen, bis zu 400 Euro im Jahr, heißt es in einem Antrag. Scheuer versprach Hilfe.

Auch in einem weiteren, drängenden Problem kam die CSU zu einem Beschluss, der fast als Durchbruch bezeichnet werden kann. Die Leitkultur, sie ist wichtig, das ist klar, aber was bedeutet sie? Abschließend ist das noch nicht geklärt. Die CSU hat aber festgestellt: Kirchenglocken gehören dazu. Bravo! Ein Problem allerdings hat die Partei: Bei so viel guten Ideen auf dem Parteitag, was bleibt da noch für die Landtagswahl?

© SZ vom 19.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: