Mitten in Bayern:Die CSU im Biber-Fieber

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Politiker mit Schaf im Arm oder beim Kühetätscheln - solche Bilder gehen immer. Man kann sich aber auch im Tier vergreifen

Von Lisa Schnell

Tiere ziehen eigentlich immer - dieses einfache Marketinggesetz ist jedem Politiker auch ohne PR-Experten bekannt. Wo immer es also ein knuffiges Tierchen zu streicheln gibt, posieren Politiker damit gerne vor der Kamera. Unangefochten ganz oben auf dem Siegertreppchen in der Tierfotoolympiade steht Markus Söder. Lämmchen hatte er schon, Delfine auch und sogar einen Erlenzeisig. Söder machte sich so nicht nur gerne zum Affen, er schlüpfte sogar selbst zu Fasching in das Kostüm eines Eisbären. Auch wenn damit die Gefahr bestand, dass sich SPD-Chef Sigmar Gabriel an ihn drücken könnte, der in seiner klimafreundlichen Phase als Umweltminister eine Vorliebe für dieses symbolträchtige Tier entwickelte. Geschadet hat Söder seine Tiernähe wohl nicht, auch wenn ein gewissenhafter Vogelforscher anmerkte, dass der Zeisig, mit dem sich Söder ablichten ließ, doch eher ein gewöhnlicher Grünfink war.

Umweltministerin Ulrike Scharf hat da weniger Glück. Gerade probierte sie es mit einem Biber. Niedliche Knopfaugen hat er, ein weiches Fell auch, nur zernagt er auch so allerhand und ist deshalb bei manchen nicht allzu beliebt. So bekam die tierliebe Ministerin auch gleich einen Brief von Parteifreund Florian Herrmann. Zwar schreibt er da: "Niemand will den Biber ausrotten", hört sich aber irgendwie an wie Walter Ulbricht als der sagte: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten."

Klar ist auf jeden Fall, dass Herrmann die "Biber-Streichel-Aktionen" der Ministerin angesichts der Schäden, die der Biber in der Landwirtschaft anrichtet, für sehr zweifelhaft hält. Allerdings: Wirtschaftsministerin Ilse Aigner schmiegt sich gern an Kühe. "Liebe Ilse, schon mal dran gedacht, dass deine Lieblingstiere mit ihren Methanausdünstungen den Treibhauseffekt anheizen?" - so ein Brief aus CSU-Reihen ist nicht bekannt. "Lieber Markus, doch ein bisschen klein das Becken, in denen die Delfine da schwimmen, oder?" Auch dieser Hinweis soll bis jetzt noch nicht im Finanzministerium eingetroffen sein. Nur Umweltministerin Scharf muss sich aus den eigenen Reihen rüffeln lassen. Vielleicht liegt das dann doch weniger an dem Biber als an der Ministerin selbst.

© SZ vom 05.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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