Mitten in Bayern:Bedrohte Kultur

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Gäbe es eine Liste der skurrilen Kultureinrichtungen, müsste das Mutter-Museum auch dort auf jeden Fall verzeichnet sein. Allerdings wie lange noch?

Von Katja Auer

Das Auerhuhn steht drauf und der Fetthennenbläuling, das Bayerische Löffelkraut und das Bodensee-Vergissmeinnicht. Und jetzt auch das Mutter-Museum in Amorbach. Freilich nicht auf der Roten Liste für bedrohte Tier- und Pflanzenarten, aber es gibt auch eine für Kultureinrichtungen, die vom Aussterben bedroht sind. Der Deutsche Kulturrat gibt sie jedes Jahr heraus und das Haus in Amorbach ist zum ersten Mal aufgeführt. Wenigstens nur in der Kategorie 3, das bedeutet eine Vorwarnung, es besteht also Hoffnung.

Gäbe es eine Liste der skurrilen Kultureinrichtungen, müsste das Mutter-Museum auch dort auf jeden Fall verzeichnet sein. Da ist schon der Name. Dabei gibt es in dem rot gestrichenen Haus keine Mütter zu sehen. Nicht mal eine Schraubenmutter. Vielmehr ist der Name eine Hommage an die Gründerin, die Unternehmerin Eva-Maria Berger, die nach dem Krieg nach Amorbach kam und anfing, Kunst und Krempel zusammenzutragen. Ihr Sohn benannte das Haus dann ihr zu Ehren um.

Nur, es läuft nicht so recht, die Besucher bleiben aus. Eine Zeitlang war das Museum sogar schon zu, zurzeit hat es wenigstens in den Sommermonaten am ersten und dritten Sonntag geöffnet. "Die Zukunft der Einrichtung erscheint jedoch ungewiss", warnt der Kulturrat. Nun wird ein Museumskonzept entwickelt in Amorbach, möglicherweise ließe sich das Mutter-Museum da integrieren, heißt es aus dem Rathaus. Geld ist halt nicht im Übermaß vorhanden.

Das Städtchen im Landkreis Miltenberg, will sich, des romantischen Namens wegen, den es allerdings nicht vom Liebesgott, sondern vom Flüsschen hat, als Hochzeitsort etablieren. Man wirbt mit der Idylle des Odenwaldes, mit der Romantik in den kopfsteingepflasterten Gässchen der denkmalgeschützten Altstadt und mit Flitterwochen im Herzen Deutschlands. Das Mutter-Museum nimmt in der Außendarstellung des Städtchens noch keinen bedeutenden Raum ein, dabei taugt die Ausstellung doch wunderbar zur Unterhaltung der Hochzeitsgäste. Bilder von Marc Chagall und Roy Liechtenstein neben 2000 kitschigen Kaffeekannen und einem Teddybären-Gefängnis. Damit es nicht zu arg wird mit der Romantik.

© SZ vom 01.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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