Mitten in Bayern:Ausgrenzendes Geschwätz

Lesezeit: 1 min

Kaum war Horst Seehofer Bundesinnenminister hat er in bester CSU-Manier einen kernigen Satz rausgehauen und sofort fanden sich andere CSUler, die meinten, das Ganze noch vertiefen zu müssen. Dabei hat der neue Ministerpräsident bereits 2012 das Entscheidende dazu gesagt

Kolumne von Katja Auer

Der Tradition ihres großen Vorsitzendend folgend, der sich gerne als führendes Mitglied des Vereins für deutliche Aussprache betitelte, ist die unmissverständliche Äußerung in der CSU nach wie vor beliebt. Jene zum Beispiel, dass Minarette nicht höher sein dürften als Kirchtürme. Auch wenn es einen solchen Fall noch nie gegeben hat in Bayern, gehört der Satz zum viel beklatschten Kernrepertoire beim politischen Aschermittwoch. Und er funktioniert so gut, dass ihn die AfD gleich übernommen hat für ihren Protest gegen eine geplante Moschee in Regensburg.

Der neue Bundesinnenminister Horst Seehofer ist ja auch CSU-Vorsitzender und wenn er so weitermacht, polarisiert er bald so sehr wie einst Franz Josef Strauß. Als Seehofer jüngst äußerte, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre, waren der Widerspruch außerhalb und der Zuspruch innerhalb der CSU groß. Ebenso als Alexander Dobrindt nachlegte, dass der Islam "egal in welcher Form" nicht zu Deutschland gehöre. Flankiert wurde das ausgrenzende Geschwätz von der Forderung von CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer, dass erklären müsse, welche Werte einer islamischen Gesellschaft er für nachahmenswert halte, wer sage, der Islam gehöre zu Deutschland.

Dieser Meinung ist bekanntlich der frühere Bundespräsident Christian Wulff, der 2010 den Satz prägte, der zuvor schon Wolfgang Schäuble zugeschrieben wurde. Inzwischen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Alles Leute von der CDU, der ebenfalls christlichen Schwesterpartei. Und natürlich Markus Söder. Ja, der bayerische Ministerpräsident hat es auch gesagt, so ähnlich zumindest, "der Islam ist ein Bestandteil Bayerns". Nicht nur Deutschlands, Bayerns! Und nein, das ist nichts anderes. Das bedeutet, dass der Islam zu Bayern gehört. Zerlegt man etwas in seine Bestandteile, so nimmt man es auseinander, umgekehrt wird ein Ganzes draus.

Leider ist Söders Satz nicht jetzt gefallen, das wäre ein hübscher Aspekt in der Debatte. Er hat es schon 2012 gesagt, bei einem Besuch des Ditib-Kulturfests in Nürnberg. Hinterher gab es angestrengte Bemühungen, den Satz kleinzureden, er bedeute eben nicht... Käme man eigentlich eh nicht drauf, dass Söder so etwas sagt. Höchste Zeit, mal dran zu erinnern.

© SZ vom 27.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: