Schwabmünchen:Misshandlung im Keller

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Eine 25-Jährige wird mit Messer und Eisenstange misshandelt. Die Polizei verhindert Schlimmeres und verhaftet einen Mann und drei Frauen. Offenbar wollte die Familie einen Ehebruch bestrafen.

Von Stefan Mayr, Schwabmünchen

Das Einzige, was man Natascha P. ( Name geändert) vorwerfen könnte, ist: Sie hat einen verheirateten Mann geliebt. Dafür hätte sie am Wochenende beinahe mit ihrem Leben bezahlt, wenn sie von Polizisten nicht im letzten Moment gerettet worden wäre. Was die 25-jährige Rumänin erleben musste, wird bei ihr wohl bis an ihr Lebensende tiefe Spuren hinterlassen. Dies gilt sowohl in psychischer als auch in äußerlicher Hinsicht. Natascha P. wurde von mehreren Personen brutal misshandelt. Sie musste mit Knochenbrüchen und Schnittverletzungen im Gesicht ins Krankenhaus gebracht werden.

Es geschah am vergangenen Samstagmorgen kurz nach neun Uhr. Vor dem Schwabmünchner Bahnhof freuten sich viele Menschen auf den Ausflugstag unter blauem Himmel. Plötzlich war die sonnige Idylle des Städtchens vor den Toren Augsburgs vorbei: Verzweifelte Schreie hallten durch die Straße. Gleich mehrere Personen gingen auf Natascha P. los und zerrten sie nach Zeugenaussagen an den Haaren in einen BMW X6. Die Passanten notierten das Kennzeichen des Autos und riefen die Polizei. Diese löste sofort eine Großfahndung aus.

Die Polizei nennt das Vorgehen "äußerst brutal"

Wenig später fand sie den Wagen in einem Wohngebiet im Norden Schwabmünchens. Mehrere Polizeibeamte durchsuchten das Haus und machten einen grausigen Fund. Natascha P. lag "schwerstverletzt", wie die Polizei formuliert, im Keller. Nach Angaben der Ermittler wurde die 25-Jährige mit einer Eisenstange geschlagen. Zudem fügten die mutmaßlichen Täter ihr Schnittwunden im Gesicht zu.

"Das war eher ein Ritzen als ein Stechen", sagt ein Ermittler. Offenbar wollten die Peiniger ihr Opfer quälen und womöglich auch äußerlich dauerhaft entstellen. "Das Vorgehen war äußerst brutal", berichtet die Polizei, "durch das schnelle Eingreifen konnte vermutlich Schlimmeres verhindert werden."

Im Haus trafen die Beamten auf vier tatverdächtige Personen - einen 25-jährigen Mann und drei Frauen im Alter von 19, 35, und 57 Jahren. Sie wurden festgenommen und befinden sich in Untersuchungshaft. Die 35-Jährige ist die Ehefrau des Mannes, den Natascha P. liebte. Offenbar wollte die betrogene Ehefrau mithilfe ihrer Familie die Liebschaft ihres untreuen Gatten beenden. Der Ehemann wusste nach Angaben der Ermittler nichts von diesen Plänen und gilt nicht als Beschuldigter.

Mögliche Mittäter werden noch gesucht

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf versuchte Tötung. Sie geht davon aus, dass noch weitere Familienmitglieder als Mittäter infrage kommen. Sie fahndet nun nach der 52-jährigen Mariana Mihai, ebenfalls aus Schwabmünchen. Sie ist etwa 1,55 Meter groß und korpulent. Ihre Haare könnten blond gefärbt und zu einem Zopf zusammengebunden sein. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie untergetaucht ist. Hinweise zum Aufenthaltsort der Gesuchten nimmt die Kriminalpolizei Augsburg unter der Telefonnummer 08 21/3 23 38 10 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.

© SZ vom 24.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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