Messe ConSozial:Mensch und Maschine

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Arbeitsministerin Müller sieht Chancen durch Digitalisierung

Bayerns Arbeits- und Sozialministerin Emilia Müller hat am Mittwoch auf der Messe ConSozial angemahnt, bei der Digitalisierung der Arbeits- und Lebenswelt nicht nur die Gefahren, sondern auch die Chancen wahrzunehmen. "Es liegt in unserer Hand, was davon überwiegen wird", sagte die Ministerin in Nürnberg. Zu Recht werde stolz auf die Errungenschaften der deutschen Arbeitszeitgesetze geblickt. "Wir können uns aber auf diesen Lorbeeren nicht ausruhen", betonte Müller mit Blick auf derzeitige Bestrebungen, die Gesetzgebung bezüglich Arbeitszeiten zu reformieren. Hier gibt es bekanntlich auf Arbeitgeberseite auch Versuche, darauf hinzuwirken, dass die bislang vorgeschriebenen Ruhezeiten verkürzt werden.

"Wir stehen vor einem umfassenden Wandel der Arbeitsformen und Arbeitszeiten", sagte Müller. Die moderne Technik spiele dabei eine entscheidende Rolle. Sie eröffne "vielfältige Möglichkeiten der Flexibilisierung" - sowohl was die Arbeitszeit als auch was den Arbeitsort betreffe. Hier sei die Politik gefordert, Möglichkeiten für einen fairen Interessenausgleich der Tarif- und Betriebsparteien zu sorgen. "Arbeits- und Privatsphäre müssen abgrenzbar bleiben", sagte Müller. Die Balance zwischen Gesundheitsschutz und den Herausforderungen der digitalen Arbeit herzustellen, dies sei eindeutig ein Spagat. Doch dieser müsse gelingen.

Der ungetrübte Optimismus der Ministerin bezüglich neuer Techniken wird indes nicht überall geteilt, wie auch auf der Eröffnungsveranstaltung der ConSozial deutlich wurde. Peter Neher, der Vizepräsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, weiß zwar auch eine ganze Reihe von Vorzügen der Digitalisierung zu nennen, wie etwa die leicht zugänglichen Online-Beratungsdienste für Menschen in schwierigen Lebenslagen oder auch die Telemedizin. "Mir persönlich aber macht der Anblick eines Pflegeroboters Angst", sagte Neher. Es hänge alles davon ab, ob digitale Technik so eingesetzt werde, dass sie dem Menschen dient. Letztlich komme es jedoch immer auf die Begegnung von Mensch zu Mensch an. Langfristig ersetze auch ein gutes Online-Forum nicht das persönliche Gespräch. Beim Messerundgang der Ministerin wurde jedoch klar, dass für Gespräche oft keine Zeit mehr bleibt - auch nicht im Pflegebetrieb. An einem Stand wurde Emilia Müller ein kleiner Roboter im Robbenfell präsentiert. Gedacht dafür, dass demente Menschen etwas haben, dem sie Aufmerksamkeit schenken können.

© SZ vom 27.10.2016 / dm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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