Kuh Yvonne im Kino:Muh-Vieh-Star

Kuh Yvonne eingefangen

Ihre Flucht 2011 war filmreif. Wochenlang versteckte sich Kuh Yvonne vor Polizei und Jägern. Nun soll ihre Geschichte verfilmt werden.

(Foto: dpa)

Eigentlich sollte sie vor drei Jahren im Schlachthof landen, nun wird über die weltberühmte Kuh Yvonne von Gut Aiderbichl ein Kinofilm gemacht. Als Filmpartner wird sogar Hugh Grant gehandelt.

Von Wolfgang Wittl, Deggendorf

Vor ein paar Tagen wehte ein Hauch von Hollywood durch Gut Aiderbichl: Der englische Schauspieler Hugh Grant war gekommen, um der österreichischen Dependance des Gnadenhofs in Henndorf einen Besuch abzustatten. Zu erfahren waren eine Menge interessanter Sachen - etwa dass Grant selbst einmal Katzen und Hunde hatte, dass er das Lämmchen "Mango" ganz entzückend finde und dass er "die Welt der armen Tiere kennenlernen" wolle, wie Aiderbichl-Initiator Michael Aufhauser sagte. Das könnte Grant bald besser gelingen, als er sich das jemals erträumt hat: als möglicher Filmpartner der Kuh Yvonne.

Die neun Jahre alte Yvonne, die ihr Dasein auf einem Hof bei Deggendorf fristet, ist selbst so etwas wie ein Star unter den Aiderbichler Tieren. Ihre abenteuerliche Geschichte ging um die Welt, Zeitungen von den USA bis Indien räumten für sie ganze Seiten frei. Als ihre Leistungen als Milchkuh nicht mehr ausreichten, schien ihr Schicksal als Schlachtvieh vorbestimmt. Doch nicht mit Yvonne: Sie verzog sich im Sommer 2011 in Bayerns Wälder, narrte Jäger, Polizei und Bauer, tauchte auf und wieder ab, ehe sie nach endlosen 92 Tagen betäubt und eingefangen wurde. Die Flucht lohnte sich: Tierschützer kauften sie und brachten die Kuh auf Gut Aiderbichl, wo zwei Live-Webcams fortan ihre Zufriedenheit ins Internet übertragen.

Mit Yvonne lässt sich gutes Geld verdienen

Ein Ersatz für einen echten Kinofilm sind solche Kameras natürlich nicht, und dass dieser Stoff ein deutlich größeres Publikum verdient, davon waren die englischen Drehbuchautorinnen Jess Kedward und Kirsty Peart überzeugt. Sie wandten sich an Torsten Poeck, der als geschäftsführender Gesellschafter der Münchner Firma Clou Partners bereits an Filmen wie "The Fast and the Furious", "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" und "I, Robot" mitgearbeitet hat. Poeck ist Spezialist für Finanzierungsfragen und überzeugt, dass sich mit Yvonne gutes Geld verdienen lässt.

Und so landeten die Rechte für diese "Wahnsinnsstory" über Umwege bei der Produktionsfirma "The Manipulators", an der neben Clou Partners zwei weitere Firmen beteiligt sind. Gut 20 Millionen Euro soll das Budget betragen, der Drehbeginn ist für kommendes Jahr vorgesehen, der Kinostart für 2016. Gut Aiderbichl wird einen Betrag in unbekannter Höhe erhalten, Yvonnes Fans sollen frühzeitig über ein Crowdfunding, eine Schwarmfinanzierung, eingebunden werden.

Yvonne wird zum "Moovie"-Star

Das Drehbuch steht bereits. Die Geschichte (Arbeitstitel: "Cow on the run") wird sich weitgehend an Yvonnes Flucht anlehnen, für ihre Zeit im Wald aber durchaus ein fiktives Eigenleben entwickeln. Zu den größten Herausforderungen der Recherchephase gehörte es, Yvonnes Motivation zu ergründen. Erzählt wird die Geschichte aus ihrem Blickwinkel. Intern macht bereits der Scherz vom "Moovie"-Star die Runde (sprich: Muh-Vieh-Star), doch in natura wird die Kuh nicht zu sehen sein. Wie bei "Ein Schweinchen namens Babe" wird der Film mit sprechenden Tieren teilanimiert in die Kinos kommen, die menschlichen Rollen sollen international besetzt werden.

Dass Hugh Grant auf Gut Aiderbichl zu Gast war, könnte daher ebenso wenig Zufall gewesen sein wie bei anderen bekannten Darstellern vor ihm, wird gemunkelt. Daryl Hannah etwa käme für den Part der netten Polizeichefin infrage, Franco Nero für den des eiskalten Schlachthof-Managers. Die Heldin zeigt sich von all dem Trubel reichlich unbeeindruckt. Eine wirklich Nette sei die Yvonne, sie mache eben so ihr Ding, hat Poeck festgestellt. Auch das soll der Film auf freundlich-fröhliche Weise zeigen: dass Kühe viel mehr sind als "dumpf glotzende" Milch- und Fleischlieferanten.

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