Kolumne:Wenn Eltern wegen ihrer Kinder die Polizei rufen

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Manche Jugendliche lassen es so locker angehen, dass ihre Eltern bei der Polizei durchklingeln. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Um die Höflichkeit der jungen Generation ist es schlecht bestellt, klagt die Politik von früher wie heute. Deswegen greifen manche Erziehungsberechtigte zu radikalen Mitteln.

Kolumne von Johann Osel

Die Ansage aus dem Kultusministerium klingt drastisch, so kann es ja nicht weitergehen mit der jungen Generation in Bayern. Es sei die Wahrnehmung gemacht worden, heißt es in der amtlichen Bekanntmachung, dass bei der Jugend in der Stadt wie auf dem Land gutes Benehmen gegenüber Erwachsenen mehr und mehr schwinde - "ein Mangel an Zucht und Ehrbarkeit". Deshalb werden die Lehrer angewiesen, die Plicht des anständigen Betragens den Schülern "oft und in eindringlicher Weise ans Herz zu legen".

Der Text stammt zwar aus dem königlichen Unterrichtsministerium und dem Jahr 1832, unterscheidet sich aber kaum von späteren Vorstößen. So hat Bald-Ministerpräsident Markus Söder, noch als CSU-Generalsekretär, mal in einer Boulevardzeitung gefordert: Höflichkeit, Respekt, Moral und Rücksicht müssten in den Lehrplänen verankert werden. Zudem brauche es eine Ausgangssperre für Kinder unter 14 Jahren nach 20 Uhr. Und: Beim Versagen der Erziehung müsse der Staat schneller und entschieden eingreifen.

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Womöglich hat sich eine Mutter aus dem Landkreis Traunstein nun genau davon inspirieren lassen. Ihr Sohn, 14, hatte frühmorgens keine Lust auf den Schulbesuch. Selbst langes Bitten am Bett des Juniors blieb ohne Erfolg, partout wollte der Bursche nicht aufstehen, wie die örtliche Presse berichtet.

Gegen 7.30 Uhr schließlich - die erste Schulstunde rückte bedrohlich näher - kam der Frau ein Geistesblitz, wie die Malaise zu lösen sei: Sie rief die Polizei. Die Beamten konnten ihr jedoch nicht weiterhelfen. Die Staatsgewalt könne nur einschreiten und etwa Schwänzer ins Klassenzimmer geleiten, hieß es, wenn sie von Amts wegen oder durch die Schule angefordert werde.

Jedenfalls ist die Causa eine Lappalie im Vergleich zu dem Vorfall, der vergangenes Jahr Eltern in Ansbach dazu verleitete, ihrem Kind die Polizei auf den Hals zu hetzen. Sie verständigten die Beamten an einem Sonntagnachmittag, da der Sohnemann nicht zu einem Ausflug mitfahren wollte.

Und, Finale furioso, diesem Begehr Nachdruck verlieh, indem er auf einen Kuchen spuckte. Hier konnte die Polizei aber tätig werden, das Erziehungsversagen ausgleichen und mit einem Gespräch den Familienfrieden retten - den Kuchen leider nicht mehr.

© SZ vom 22.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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