Jahrestagung:Bodendenkmäler unter Druck

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Archäologen und Denkmalpfleger warnen vor großen Verlusten

Von Hans Kratzer, Nördlingen

An diesem Wochenende treffen sich Archäologen und Bodendenkmalpfleger aus ganz Bayern im Nördlinger Ries zur Jahrestagung, und das hat durchaus einen triftigen Grund. Das Ries ist denkmalpflegerisch sehr interessant: Von den 7060 bekannten Bodendenkmälern in Schwaben liegen gut 1000 im Ries - auf etwa fünf Prozent der Fläche Schwabens befinden sich 15 Prozent der schwäbischen Denkmäler. Grundsätzlich kämpft die Bodendenkmalpflege aber auch in der Nördlinger Gegend mit zunehmenden Problemen, wie sie in ganz Bayern virulent sind. Sie ist eingezwängt in eine Art Quetschwerk voller divergierender Interessen.

Überdies setzen ihr Unverstand und Ablehnung immer heftiger zu. "Wir müssen die Bodendenkmäler noch stärker als Wert an sich darstellen", sagt Landeskonservator Sebastian Sommer. Siedlungsdruck und Flächenverbrauch sind die aggressivsten Antipoden, gegen sie steht die Bodendenkmalpflege häufig auf verlorenem Posten. In der Raumplanung sowie bei Abwägungsprozessen in Bauleitverfahren werden die im Boden ruhenden Denkmäler allzu oft als weiche Faktoren behandelt und nicht als absolute Werte, die unverhandelbar sind. Betroffene Flächen werden deshalb sehr leicht und ohne Rücksicht auf Verluste überplant. "Im Naturschutz kann man Biotope verlagern", sagt Sommer, "bei Bodendenkmälern geht das nicht."

Verstöße werden nur selten geahndet. "Wir müssen deshalb deutlich machen, dass es hier um ein existenzielles Problem geht. Weitere Verluste können wir nicht verkraften", warnt Sommer. Die Bodendenkmalpflege sieht ihre Ziele mittlerweile ähnlich gelagert wie jene der Baudenkmalpflege. Im Zentrum steht jeweils die Erhaltung des Denkmals im unberührten Zustand. "Ausgrabungen sind notgedrungen nur eine Ersatzlösung", sagt Sommer. Bei jeder Ausgrabung gehe ein Denkmal verloren, mögen die Archäologen daraus auch einen Erkenntnisgewinn schöpfen. Aktuelle Grabungsprojekte aus ganz Bayern, oft die letzte Rettungsmaßnahme, stehen deshalb im Mittelpunkt der bis zum Sonntag dauernden Tagung.

© SZ vom 20.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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