Landkreis Neumarkt:Firma vom Oberpfälzer "Kachelofen-König" zum zweiten Mal pleite

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Die Firma des Oberpfälzer Kachelofen-Herstellers als diese noch gut lief. Heute ist er pleite. (Foto: Peter Roggenthin)

Sein Unternehmen Kago zählte einmal mehr als 1000 Beschäftigte und warb auf nahezu jeder Toilette einer deutschen Autobahnraststätte.

Von Uwe Ritzer

Es ist das glanzlose Finale einer beispiellosen Seifenoper. Eines Rührstücks, wie es die Oberpfalz bis dahin noch nie gesehen hatte und das auch in deutschen Unternehmerkreisen einmalig gewesen sein dürfte.

Ein Bilderbuchaufstieg des "Kachelofen-Königs" endet jäh

Es ist die Geschichte eines aus der DDR getürmten Schornsteinmaurers, der im Westen zum größten und bekanntesten deutschen Kachelofenbauer aufstieg. Der sich ein Schloss im Loire-Stil in den ansonsten unspektakulären Flecken Postbauer-Heng im Landkreis Neumarkt baute, samt Privatzoo drumherum. Der in seinem Schlafzimmer Kriegswaffen bunkerte. Der am Wochenende samt Gattin in einer Kutsche ausfuhr, wenn er sich nicht gerade vom Chauffeur in einer seiner zahlreichen Luxuskarossen durch die Gegend kutschieren ließ. Es ist die Geschichte des Karl-Heinz Kago.

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Den "Kachelofen-König" nannte ihn die Boulevardpresse in besseren Zeiten, in anderen Medien war er schlichter der "Kachel-Mann". Seine Firma Kago zählte einmal mehr als 1000 Beschäftigte und warb auf nahezu jeder Toilette einer deutschen Autobahnraststätte. Bis der Inhaber und das Unternehmen in einem Strudel an Affären versanken.

Im Februar 2010 meldete die Firma Insolvenz an und wurde wenige Monate später an die German Pellets Gruppe mit Sitz in Wismar verkauft. So richtig kam das Unternehmen aber nicht mehr in die Gänge.

Bei der Übernahme vor fast sechs Jahren waren noch etwa 200 Beschäftigte übrig. Im Jahr 2012 erwirtschaftete die Firma noch 22 Millionen Euro Umsatz. Nach einem kurzen Hoch ging es jedoch wieder bergab. Nun ist auch die Nachfolgefirma am Ende. Bei einer Belegschaftsversammlung teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Volker Böhm den verbliebenen 66 Mitarbeitern mit, dass ihre Firma keine Chance mehr hat, und riet ihnen, sich neue Jobs zu suchen.

Die Firma verfügt "praktisch über keine Finanzmittel mehr"

Die Kago Wärmesysteme GmbH verfüge "praktisch über keine Finanzmittel mehr", habe "seit geraumer Zeit keine Materialien mehr bestellt und keinen Auftrag mehr ausgeführt", sagt Böhm, der bereits bei der ersten Insolvenz 2010 als Insolvenzverwalter fungierte. Es sei "unausweichlich, den Geschäftsbetrieb einzustellen".

Der Glanz ist verpufft. Nichts symbolisiert dies mehr als das Schloss samt kleinem See und sieben Hektar Grundstück am Rande von Postbauer-Heng. Die vergoldete Kitsch-Burg mit ihren Türmchen steht leer und gammelt vor sich hin. Immer wieder keimen Gerüchte auf, reiche Russen oder Araber seien drauf und dran, das Anwesen zu kaufen, für dessen Bau der Gemeinderat von Postbauer-Heng einst eine Sondergenehmigung erteilt hatte, was im Rückblick geradezu aberwitzig erscheint.

Das große goldene K auf einem Gebäude gegenüber dem Rathaus wurde inzwischen abmontiert. Es wirkte dort früher immer so, als wolle ein Unternehmer den Kommunalpolitikern zeigen, wer Herr in der Gemeinde ist.

Ein erster Zwangsversteigerungstermin des Schlosses vor einem Jahr verstrich ergebnislos; niemand wollte die von den Kago-Gläubigern verlangten fünf Millionen Euro Mindestgebot aufrufen. Ein zweiter Termin wurde verschoben und soll im Frühjahr nachgeholt werden. "Wir hoffen, dass sich ein neuer Eigentümer findet, der das Schloss nutzt und bewohnt", sagt Bürgermeister Horst Kratzer. Die Gemeinde selbst werde nicht dafür bieten, "wir haben da keinerlei Ambitionen".

Karl-Heinz Kago lebt mit seiner Frau noch in Postbauer-Heng. In einer gemessen am Schloss bescheideneren Unterkunft, die im Ort schlicht "Kago-Villa" genannt wird. 75 Jahre wird er heuer alt und zumindest eine Zeit lang war er dem Vernehmen nach gesundheitlich angeschlagen. Sein einstiges Immobilien-Imperium, das angeblich allein in Postbauer-Heng Dutzende Häuser und Wohnungen umfasste, ist zusammengeschmolzen, mehrere Luxusdomizile am Mittelmeer und eine Yacht sollen verkauft worden sein.

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Als Karl-Heinz Gonschorowski wurde er in Stendal geboren; 1968 flüchtete er in den Westen und landete in Postbauer-Heng. Den Namen seiner dort gegründeten Firma ließ er sich als Familiennamen eintragen. Dem kometenhaften Aufstieg folgte ein Absturz in Raten. Immer wieder geriet der Unternehmer mit dem hübschen Titel "Senator Dr. h.c Dr. h.c UMB" mit dem Gesetz in Konflikt, etwa wegen Urkundenfälschung, Titelmissbrauchs und Steuerhinterziehung.

Im Dezember 2007 verurteilte ihn das Amtsgericht Neumarkt zu einer Bewährungsstrafe wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz; Steuerfahnder hatten bei einer Schlossdurchsuchen Kriegsgerät gefunden.

Bei seinem letzten nennenswerter Auftritt in der Öffentlichkeit saß er ebenfalls auf der Anklagebank. Vor vier Jahren ging es dabei um Schwarzarbeiter aus Osteuropa und jahrelangen Sozialbetrug. Urteil: eine Bewährungsstrafe und 7200 Euro Geldstrafe. Mit der Firma seines Namens hatte Karl-Heinz Kago zuletzt nichts mehr zu tun. Ihr Aus markiert aber auch das endgültige Ende seines Lebenswerkes.

© SZ vom 02.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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