Ofen-Hersteller Kago:Schlossherr mit Bewährungsstrafe

Massive Vorwürfe: Deutschlands "bekanntester Ofenbauer" Karl-Heinz Kago soll im großen Stil über Jahre hinweg Schwarzarbeiter beschäftigt haben.

Uwe Ritzer

Vor einem knappen Jahr ging der Schäfer Johann Gloßner in Neumarkt in der Oberpfalz aufs Polizeirevier und zeigte den Unternehmer Karl-Heinz Kago an. Der unterschlage ihm einen Ziegenbock, lautete der Vorwurf. Womöglich habe er ihn gefunden; jedenfalls grase das Tier namens "Gonscho" friedlich im Privat-Zoo, den sich der exzentrische Unternehmer hinter seinem Wasserschloss angelegt hat. Und nun wolle Kago ihm den Ziegenbock nicht herausgeben, empörte sich der Schäfer. Noch bevor die Polizei bei ihm anrückte, gab der Unternehmer nach. Seither heißt "Gonscho" in der ganzen Gegend nur mehr "der Kago-Bock". Ob sich allerdings der Unternehmer, nach eigenen Angaben "bekanntester Ofenbauer Deutschlands", auch angesichts neuer Vorwürfe ähnlich elegant aus der Affäre ziehen kann, darf bezweifelt werden. Diesmal geht es um angebliche Schwarzarbeit im großen Stil.

Ofen-Hersteller Kago: Hat Kago über Jahre hinweg Schwarzarbeiter aus Osteuropa beschäftigt? Die Justiz ermittelt.

Hat Kago über Jahre hinweg Schwarzarbeiter aus Osteuropa beschäftigt? Die Justiz ermittelt.

(Foto: screenshot: Kago)

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung prüft das Hauptzollamt Regensburg derzeit im Auftrag der Nürnberger Staatsanwaltschaft, ob Kago in seinem Tierpark, seinem Schloss, einem Hotel und einem Werk seiner Firma Kago-Kamin-Kachelofen GmbH&Co Deutsche Wärmesysteme KG jahrelang Osteuropäer beschäftigt hat, ohne für sie Sozialversicherungsbeiträge zu bezahlen. Auslöser für das Verfahren unter dem Aktenzeichen 8800 P 24/01-E 3103 sind mehrere entsprechende Hinweise an die Staatsanwaltschaft. Sie sind dem Vernehmen nach sehr konkret. Ob die Anklagebehörde ein förmliches Ermittlungsverfahren gegen Kago einleiten wird, hängt von den Ergebnissen der Zollfahnder ab. Ein Unternehmenssprecher wies die Schwarzarbeiter-Vorwürfe zurück. Bei einer Kontrolle im Tierpark vor zwei Monaten habe es "keine Hinweise auf nicht ordnungsgemäß gemeldete Mitarbeiter" gegeben, sagte er.

Schwerwiegende Folgen denkbar

Falls dennoch Beweise gefunden werden, könnte das speziell für Karl-Heinz Kago schwerwiegende Folgen haben. Denn der Unternehmer, der vor zwei Jahren noch mehr als 2000 Mitarbeiter beschäftigte, so wie es immer noch auf der Homepage steht, und bis vor wenigen Monaten an jeder deutschen Autobahn-Raststätte in den Toiletten für seine Öfen warb, ist nur auf Bewährung auf freiem Fuß.

Das Amtsgericht Neumarkt hatte ihn im Dezember 2007 zu einer Freiheitsstrafe von eineinhalb Jahren verurteilt, die auf vier Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurde. Kago, dem vorher schon der Waffenschein wegen Unzuverlässigkeit entzogen wurde, hatte gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz verstoßen. Steuerfahnder hatten bei einer Durchsuchung seines neugebauten Oberpfälzer Loire-Schlösschens mehrere illegale Schusswaffen samt Munition gefunden. Darunter großkalibrige Revolver und "eine bei Terroristen beliebte tschechische Maschinenpistole", wie der Richter feststellte.

Der Anklagevertreter nannte den gelernten Fabrikschornsteinmaurer "einen kleinen Herrscher, der geglaubt hat, er müsse mit diesen Waffen umgehen." Die beiden Herren kennen sich gut. Kago, der sich auf der Internetseite seiner Firma als "Senator h.c. Dr. h.c. UMB" tituliert, ist unter anderem wegen Titelmissbrauchs samt Urkundenfälschung und Steuerhinterziehung vorbestraft.

Üble Abzocke

In seinem früheren Leben hieß der schillernde Unternehmer Karl-Heinz Gonschorowski. 1941 in der DDR geboren, floh er in den Westen und eröffnete 1972 in Postbauer-Heng bei Nürnberg seinen Betrieb, der sehr schnell sehr stark wuchs. Verbraucherschützer werfen Kago seit Jahren immer wieder üble Abzockermethoden vor. Sollten sich die Schwarzarbeiter-Vorwürfe bewahrheiten und in seine Bewährungszeit fallen, droht dem Unternehmer schlimmstenfalls das Gefängnis.

Die Zollfahnder sind noch dabei, Material zu sammeln. Nach der SZ vorliegenden Unterlagen aus dem Verfahren hegen sie den Verdacht, dass vor allem zahlreiche Litauer illegal beschäftigt wurden. Im Juni 2004 soll Kago persönlich mit seiner Frau - einer Studienfreundin des französischen Staatspräsidenten Sarkozy - in der polnischen Kleinstadt Ketrzyn litauische Arbeitskräfte ausgesucht haben. Über Kontaktleute sollen diese angeworben und per Bus ins Hotel Koch gekarrt worden sein. Nach Angaben einer Zeugin soll der Unternehmer letztlich sechs von ihnen ausgesucht haben. Er sei ein ehrlicher Mensch, der gut bezahle und dem man vertrauen könne, soll Kago den Litauern gesagt haben.

Angeblich sei die Rede davon gewesen, dass "alles über eine Schweizer Firma läuft", sagte ein Zeuge aus. Der Kago-Sprecher gab auf Anfrage zu dem angeblichen Treffen in Polen keinen Kommentar ab. Überhaupt ist man sehr verschlossen. Auch zur aktuellen Mitarbeiterzahl, die nach mehreren Entlassungswellen deutlich dezimiert scheint, und zum Umsatz gab es keine Angaben.

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