Horst Seehofer und die CSU:Lass mich Deine Herzkammer sein

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2008 war Horst Seehofer die letzte Notlösung, die kaum einer wirklich wollte. Doch inzwischen sind sich der CSU-Chef und seine Partei näher gekommen. Bei der Klausur im Kloster Banz wird sogar die Frage nach "Liebe" aufgeworfen.

Frank Müller

Ist es am Ende Liebe? Die Frage, welche Gefühle nun herrschen zwischen Ministerpräsident Horst Seehofer und seiner Landtagsfraktion, bringt den Ministerpräsidenten zum Abschluss der CSU-Klausur in Kloster Banz in leichte Verlegenheit. "Liebe" sei dann vielleicht doch "ein zu starkes Wort", meint Seehofer kurz vor der Errötungsschwelle und gerät fast ins Stoibern. "Ein Stück Zuneigung, gegenseitig", ja, das gebe es schon. "Also, ich würde sagen, wir mögen uns."

"Es werden auch wieder andere Zeiten kommen": CSU-Chef Seehofer freut sich verhalten über die guten Umfragewerte seiner Partei. (Foto: SEYBOLDT4MEDIA)

Geturtel aller Art gab es jedenfalls reichlich in den vier Tagen von Banz. Fraktionsmenschen, die leuchtende Augen bekommen, wenn sie von Ihm reden. Und Er, der sich revanchiert und der Angebeten gleich mehrmals sagt, sie sei die Herzkammer der Partei und was für eine. Das ist auf der Erregungsskala der Landtags-CSU eine der höchstmöglichen Schmeicheleien, und so nimmt das Vorspiel zur Landtagswahl seinen Lauf.

Wer die innige Stimmung von Banz verfolgt hat, für den gibt die Frage nach den Gefühlen durchaus Sinn. Die waren ja nicht immer so ausgeprägt. 2008 war Seehofer noch die letzte Notlösung, die kaum einer wirklich wollte, an der man aber nicht vorbeikam. 2012 ist die Nähe vor allem auch daran spürbar, dass selbst die notorischen Fraktionsspötter Ruhe geben. Seehofer sieht es mit einer Mischung aus Freude und Realismus: "Es werden auch wieder andere Zeiten kommen", sagt er. Früher hätten vielleicht schon Vorfälle wie Seehofers Ärger über die Tankstellenregelung (Meldung oben) für den großen Eklat gereicht. Heute belässt es Seehofer bei einer zarten Mahnung an die zuständige Sozialministerin Christine Haderthauer. "Das macht die Christine schon", sagt er. Er hat ja jetzt sowieso eher die Ilse im Blick.

Dabei wird hinter den Kulissen schon mit Hochdruck daran gearbeitet, wie man die gute Parteistimmung über die zwölf Monate bis zur Bayernwahl hoch halten kann. Die ersten Linien sind schon erkennbar, Generalsekretär Alexander Dobrindt trug sie den Abgeordneten hinter verschlossenen Türen vor. Es könnten überraschende Auftritte werden, mit denen Seehofer in die heiße Wahlkampfphase geht. Keine großen Tourbusse, keine Frontbeschallung, ja nicht einmal Reden halten will der CSU-Chef, wenn er im nächsten Jahr durch den Freistaat zieht, heißt es in der Partei. Stattdessen soll es Veranstaltungen geben, auf denen Seehofer einfach die Bürger reden lässt und sie fragt, was sie denn von ihm erwarten.

Offenbar soll sich der ganze Wahlkampf so sehr um den Spitzenkandidaten drehen, wie es in der CSU noch nie der Fall war. Spätestens nach den Umfragewerten von dieser Woche, die Seehofer auch im direkten Vergleich klar vor seinem SPD-Gegenkandidaten Christian Ude zeigten, sind die Parteistrategen überzeugt davon, dass sie die personelle Zuspitzung nicht nur nicht zu scheuen brauchen. Sondern dass sie diese sogar suchen sollten. Auch die Wahlkampf-Agentur ist bereits gefunden. Es sind die Münchner Werber von "Signalwerk", die sich auf Bayern als Imagefaktor in ihren Kampagnen spezialisiert haben, etwa bei der Werbung für Erdinger Weißbier. Sie sollen es nun für die CSU schäumen lassen.

Schon arbeitet Dobrindt daran, Udes angestrebtes Dreierbündnis mit den Grünen und den Freien Wählern zu zersetzen.

Nachdem sich bei ihren Klausuren beide Parteien auch Hintertürchen zu Bündnissen mit der CSU offenließen, stichelt Dobrindt: "Kaum liegen sie in den Umfragen hinten, laufen sie schon in alle Richtungen auseinander." Ude habe " kein Dreierbündnis, sondern einen Haufen Fahnenflüchtige".

"Nun müssen alle noch ordentlich Gas geben", sagt Seehofer. Der CSU-Chef warnt davor, man dürfe sich nicht sicher fühlen trotz all der positiven Umfragezahlen. Und er erinnert selbst daran, dass vor einem Jahr Udes Dreierbündnis noch vor der CSU gelegen sei. So ist für den Ministerpräsidenten momentan nur eines sicher: Eine Amtsperiode macht er noch, ob als Ministerpräsident oder als normaler Abgeordneter in der Opposition. "Aber dann ist auch Schluss."

© SZ vom 21.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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