Prozess um NKD-Manager:Das Knast-Komplott

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In einem früheren Prozess ist ein Ex-NKD-Manager wegen Untreue zu sechs Jahren Haft verurteilt worden (Archivbild). (Foto: dpa)

Ein Ex-Manager, ein Drogendealer und ein ungeschickter Entführer - was für ein Verbrechertrio. In Hof steht ein 38-Jähriger vor Gericht, der einen Richter entführen lassen wollte. Seine Komplizen haben selbst im Gefängnis noch Angst vor ihm.

Von Katja Auer, Hof

Wenn es sich tatsächlich so zugetragen hat, wie es die zwei Männer am Montag vor dem Landgericht Hof schildern, dann darf man sich ein einigermaßen skurriles Zusammentreffen vorstellen in der Justizvollzugsanstalt in Hof. Auf der einen Seite ein vormals erfolgreicher und angeblich millionenschwerer Manager, der damals, irgendwann im Herbst 2014, in Untersuchungshaft saß, weil er seine Firma, das Textilunternehmen NKD, um 3,7 Millionen Euro gebracht haben soll. Der Prozess lief bereits, 13 Monate sollte er am Ende dauern.

Und auf der anderen Seite ein recht ungeschickter Entführer, der auf seinen Prozess noch wartete, weil er einen Schweizer Anwalt in dessen Auto bis nach Hof verschleppt und dort in einem Waldstück ausgesetzt hatte. Und ein Drogenhändler, dem Kontakte zur Russenmafia nachgesagt wurden.

Der Richter sollte entführt und notfalls umgebracht werden

Diese beiden, so erzählen sie es, soll der Manager angeheuert haben, um seinen Richter im Betrugsprozess zu entführen und ihn notfalls auch umzubringen, sollte er nicht auf seine Forderungen eingehen. Die waren zahlreich: Ein Freispruch mit einer "sauberen Argumentation", die Rückgabe seines eingefrorenen Vermögens und eine Entschuldigung dafür, wie er behandelt worden sei, gehörten dazu. So steht es zumindest auf einem Zettel, den der Richter vorliest. Der 38-Jährige, der nun wegen versuchter Anstiftung zum Mord und zur Geiselnahme vor Gericht steht, soll ihn geschrieben haben. Und noch einige mehr, der ehemalige Manager kommunizierte in dieser Angelegenheit offenbar recht viel mit Zetteln. Auch im Gerichtssaal schreibt er mit, sagen will er zu der ganzen Sache nichts.

Seine angeblichen Geschäftspartner aber schon, beide sind inzwischen verurteilt und werden aus dem Gefängnis ins Gericht gebracht. Einer in schusssicherer Weste, denn alle zwei erzählen, der Manager habe sie bedroht. Obwohl sie verlegt wurden, seien ihnen in den Justizvollzugsanstalten Morddrohungen überbracht worden. Sogar vom Personal. "Ich soll keine Zigarette annehmen", sagt der eine, "sie könnte vergiftet sein." Für eine Million Euro wolle der Manager ihn beseitigen lassen.

Geld und eine Villa in Portugal

Dass ihn die beiden nun fürchten, liegt daran, dass sie ihren Job nicht erledigt haben. Nicht einmal daran gedacht hätten sie, aber ihrem Auftraggeber erzählten sie etwas anderes. Dem berichteten sie, dass ihre Kontaktleute draußen den Richter beobachteten, und sogar, dass er entführt worden sei und in einer Garage gefangen gehalten werde. Stimmte aber nicht. Richter Siegbert Übelmesser war wohlauf und verurteilte den 38-Jährigen später wegen Betrugs zu sechs Jahren Gefängnis.

Der Manager sei auf ihn zugekommen, sagt der 25-jährige Tscheche, der wegen einer Entführung verurteilt wurde. Er habe wissen wollen, ob er professionelle Leute kenne, draußen, die etwas erledigen könnten. Und er wollte einen Kontakt zu seinem Kumpel, dem Drogenhändler, weil der wiederum Leute von der Mafia kenne. Geld habe er ihnen versprochen, vielleicht auch eine Villa in Portugal, das wird vor Gericht nicht ganz klar. "Das war für uns ein Spiel", sagt der 25-Jährige, niemals hätten sie dem Richter etwas antun wollen. Aber der Auftraggeber habe jeden Tag nachgefragt, manchmal mehrmals. Da gingen die beiden zur Polizei und erzählten von den Plänen. "Aus Angst vor diesem Menschen und weil ich nicht wollte, dass einer stirbt", sagt der 41-jährige Drogenhändler.

Wenn es stimmt, was die beiden erzählen - und daran gibt es Zweifel, die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen sie wegen versuchter räuberischer Erpressung und die Verteidiger behaupten, ihr Mandant sei das Opfer der beiden -, dann muss der Ex-Manager im Hofer Gefängnis ein gefürchteter Mann gewesen sein. Auch ein anderer Häftling berichtet von seiner Angst. Der Ermittlungsrichterin habe er erzählt, dass seine beiden Mitgefangenen den Manager erpresst hätten, obwohl das eine Lüge sei. Aber er habe Angst um seine Kinder. "Ich hoffe, dass ich nie wieder so einen Menschen treffe", sagt er. Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 12.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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