Fußball:Schiri vor dem Sportgericht

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In der A-Klasse soll der Referee Spieler beleidigt haben

Von Olaf Przybilla, München/Hof

Eigentlich wäre die Angelegenheit ein Fall für ein Kreisschiedsgericht. Spieler der Fußall-A-Klasse fühlen sich von einem Schiedsrichter ungerecht behandelt und beschimpft, so was wird üblicherweise auf einer unteren Ebene abgehandelt. In dem speziellen Fall aber muss sich das Verbandssportgericht in München mit der Sache befassen. Weil der Schiedsrichter ein ranghoher Funktionär des Bayerischen Fußballverbands (BFV) ist - und einer, der selbst die Aufsicht über andere Schiedsrichter im nördlichen Oberfranken ausübt. Da dürfe nicht der Eindruck entstehen, "dass da was unter den Tisch gekehrt werden soll", sagt Thomas Müther, Sprecher des Fußballverbands. Zumal es nicht um irgendwelche Beleidigungen geht. Spieler des TV Kleinschwarzenbach fühlen sich von dem Fußballfunktionär rassistisch beschimpft.

Das Verbandssportgericht hat sich jetzt erstmals mit den Vorwürfen befasst, in einem ersten Schritt wurden die geforderten Stellungnahmen gesichtet. Man kam zum Ergebnis, dass der Fall mündlich verhandelt werden muss. Also müssen Zeugen geladen werden, sagt Müther. Es geht um ein Duell des TV Kleinschwarzenbach gegen die Spielvereinigung Ort/Oberweißenbach. In diesem Spiel habe der Referee mit Worten und Gesten gezeigt, dass er ein Problem mit Ausländern habe, lautet der Vorwurf aus den Reihen des TV Kleinschwarzenbach. Ein Mittelfeldspieler türkischer Abstammung hat in der Hofer Frankenpost den Vorwurf erhoben, der Schiedsrichter habe sich ihm gegenüber gleich mehrmals rassistisch geäußert. So sollen vom Referee auf dem Platz Sätze gefallen sein, denen zufolge er, der türkischstämmige Fußballer, ja in "sein" Land zurückgehen könne, falls ihm was nicht passe. Sogar von "Zoo" soll die Rede gewesen sein. Überdies sollen insgesamt vier türkischstämmige Spieler des Vereins als "Schwarzköpfe" bezeichnet worden sein. Ein weiterer Spieler will gehört haben, es sei auf dem Platz der Satz gefallen, der Verein müsse sich nicht wundern, dass er verliere, wenn er mit so einem "Pack" antrete. Man wisse, heißt es aus dem Verein, dass Fußball kein Ballett sei, die Sitten und Gebräuche sind ruppig. Aber der Referee sei eindeutig zu weit gegangen. Daher habe man sich zu einer Anzeige entschlossen.

Der Schiedsrichter, von dem diese Sprüche stammen sollen, widerspricht der Darstellung der Spieler. Er habe sämtliche Vorwürfe in seiner Stellungnahme bestritten, bestätigt BFV-Sprecher Müther. Insofern stehe nun Aussage gegen Aussage. Man nehme die Vorwürfe selbstverständlich ernst, warne aber vor Vorverurteilungen. Auch werde jeder "vom Verband gleich behandelt, Schiedsrichter wie Verbandsfunktionär". Die mündliche Verhandlung soll noch im November stattfinden.

Im SZ-Gespräch will sich der Schiedsrichter nicht äußern. "Das ist ein schwebendes Verfahren, ich bitte Sie um Verständnis, dass ich dazu nichts sagen werde", erklärt er. Dass es überhaupt zur mündlichen Verhandlung komme, sei ihm nicht bekannt. "Das ist das Erste, was ich höre", sagt er.

© SZ vom 10.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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