Farbdebatte:Was die Augsburger SPD wirklich beschäftigt

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Wohnraum? Mietpreise? Das marode Stadttheater? Es sind wuchtige Probleme, die Augsburg vor sich her schiebt. Doch die SPD hat ein ganz anderes Thema entdeckt.

Eine Glosse von Stefan Mayr

Es sind ganz schön wuchtige Probleme, die die Augsburger Stadtregierung da vor sich her schiebt. Das marode Theater muss dringend saniert werden, aber erstens formiert sich dagegen ein Bürgerbegehren und zweitens fehlt eigentlich das nötige Geld. Deshalb sollen nun Gewerbe- und Grundsteuer erhöht werden, was die ohnehin schon horrenden Mietpreise erhöhen wird. Der längst überfällige Mietspiegel lässt weiterhin auf sich warten, und die zahlreichen Flüchtlinge spitzen die Situation auf dem Wohnungsmarkt noch weiter zu.

Aber all diese Fragen sind Peanuts gegen jenes Thema, das die SPD jetzt mit einem Dringlichkeitsantrag auf die Tagesordnung des Stadtrats wuchten zu müssen glaubt. Es geht um nichts geringeres als - jetzt bitte alle hinsetzen und durchschnaufen - die Farbe der 13 neuen Stadtwerke-Busse.

Fragestunde mit dem Stadtwerke-Chef gefordert

Bislang sind alle Busse in den Stadtfarben rot-grün-weiß lackiert. Künftig sollen 13 von ihnen silberfarben glänzen. Das kann so einen Sozialdemokraten schon mal umhauen. In einer Pressemitteilung schreiben sie von "nicht nachvollziehbaren" Plänen und "großem Unmut". Sie betonen, dass die Augsburger Busse und Straßenbahnen seit 1981 mit den Stadtfarben bepinselt sind, sie fordern eine Umplanung und eine Fragestunde mit dem Stadtwerke-Chef.

Was sagt man jetzt dazu? Die Christlich Soziale Mitte (CSM) reagiert prompt: Silber sei "richtig nobel" und die Forderung der SPD reichlich "witzig", schließlich sei die neue Farbe in den Aufsichtsgremien der Stadtwerke beraten worden, in denen die SPD "zuhauf vertreten" sei. "Haben sie eine Pause eingelegt, als das neue Konzept vorgestellt wurde", fragt die CSM. Eine Antwort steht noch aus.

Die Parteien schweigen

Die Lokalzeitung hat inzwischen aufgedeckt, dass die Farbe Silber sogar hochoffiziell im Stadtwappen enthalten ist: Die "grüne Zirbelnuss auf goldenem Kapitell" wird von Heraldikern nämlich in einem Schild verortet, das "von Rot und Silber gespalten" sei. Rot-grün-weiß also nur ein Abklatsch vom edleren rot-grün-silber?

Letzter Stand der Diskussion: Bislang wurden keine Bürger gesichtet, die Unterschriften gegen die Silberpfeile sammeln. Und die anderen Parteien schweigen. Vielleicht haben sie Besseres zu tun.

© SZ vom 22.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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