Eisenbahnmuseum:Ausgedampft

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Ein Lieblingsort für die Freunde von alten Lokomotiven. Doch zurzeit sind diese nicht zu sehen. Und fahren dürfen sie auch nicht. (Foto: Robert Brütting/Bahnpark/OH)

Der Bahnpark sollte ein Museum mit vielerlei Aktivitäten sein, nun sind die Tore zu. Die Genehmigungen fehlen

Von Christian Rost, Augsburg

Sie heißen "Papagei" oder "Das großherzogliche Krokodil", haben sich als "Gotthard-Lok" oder als "Dampfbier-Lok" einer Privatbrauerei bewährt. Lokomotiven und andere Schienenfahrzeuge wie die Draisinen, die liebevoll "Schienenflöhe" genannt werden, sind im Augsburger Eisenbahnmuseum Bahnwerk verwahrt - und zu sehen. Vielmehr waren sie zu sehen. Das Museum ist in die Mühlen der Bürokratie geraten und musste nun deshalb seinen Betrieb einstellen. Seit sechs Wochen schon dürfen keine Besucher mehr auf das Gelände südlich des Augsburger Hauptbahnhofs, in dessen Zentrum ein denkmalgeschützer Ringlokschuppen mit Drehscheibe steht.

Der Komplex wird "Rundhaus Europa" genannt" - alle EU-Länder sind eingeladen, hier historische Loks aus ihren Beständen als sogenannte Botschafterlokomotiven auszustellen. Aus Eisenbahnperspektive soll so die Geschichte Europas, seiner Menschen und Kulturen erzählt werden. Das zumindest war die Idee der Stiftung, die den Bahnpark betreibt. Wann das Konzept mit Dampflokfahrten, Führungen, Thementagen und Jazzkonzerten aber so richtig starten kann, steht derzeit in den Sternen. Markus Hehl, Geschäftsführer des Bahnparks, stellt resigniert fest: "Noch immer suchen Behörden und Betreiber nach einer Perspektive zur Wiedereröffnung des historischen Geländes." Und weil nichts vorangeht bei der Perspektivensuche, steht nicht nur der Museumsbetrieb seit Ende Mai still. Auch müssen etliche beliebte Dampfloktouren und Ausflugsfahrten in diesem Sommer abgesagt werden. Am Sonntag reisten ausnahmsweise 300 Fahrgäste mit einer Dampflok in die Sommerfrische. Von Augsburg nach Utting am Ammersee fuhr der ausgebuchte "Badezug", der bis zur Verdrängung durch die Automobile eine Institution war für die Menschen in Schwaben, die zur Erholung an die oberbayerischen Seen strebten. Heute ist die Fahrt mit der Dampflok, die der Österreichischen Gesellschaft für Eisenbahn-Geschichte gehört, eine nostalgische Reise. Der Ausflug am Sonntag war einer der wenigen, die der Bahnpark noch organisieren konnte. Die meisten anderen Veranstaltungen in diesem Sommer fallen aus. Immerhin sind bis zum 13. August jeweils sonntags die beliebten Museumszüge von Augsburg nach Utting und zurück unterwegs. Ansonsten ruht der Museumsbetrieb in Augsburg, und das ist eine Entwicklung, die völlig konträr zu den Plänen des Betreibers läuft: Denn die Stiftung Bahnwerk will das frühere Areal der Königlich Bayerischen Staatsbahn eigentlich revitalisieren und ausbauen.

Um den historischen Ringlokschuppen und die denkmalgeschätzte Dampflokhalle, in der ein Bistro und eine Veranstaltungshalle für bis zu 200 Besucher entsteht, für den Publikumsverkehr betreiben zu können, braucht es Genehmigungen. Die Stiftung ist seit dem Jahr 2008 Eigentümerin des Areals und bot seither Museumstage, Führungen, Festivitäten und Gastronomie in den altehrwürdigen Hallen an. Für die Einzelveranstaltungen gab es auch immer das Plazet der Stadt hinsichtlich Brandschutz, Schallschutz, Sicherheit und Parkplätze. Weil sich das Museum aber stetig weiterentwickelt und zuletzt immerhin 20 000 Besucher in jeder Saison anlockte, reichte es nun aus Behördensicht nicht mehr aus, mit Einzelgenehmigungen zu verfahren. Ein Gesamtkonzept musste her. Deshalb hatte die Stiftung Bahnpark auch schon im Januar bei der Stadt Augsburg Anträge auf Nutzungsänderung für alle Gebäude eingereicht und zudem die mit der Feuerwehr abgestimmten Brandschutzmaßnahmen umgesetzt. Auch die geforderte Zahl an Parkplätzen war geschaffen worden. Doch dann zog unvermittelt die bei der Regierung von Oberbayern angesiedelte Landeseisenbahnaufsicht das Projekt an sich und ordnete ein umfangreiches und zeitaufwendiges Planfeststellungsverfahren an.

Neun Aktenordner haben sich seither gefüllt mit Papier: Neben Brand-, Schallschutz- und Sicherheitskonzept sind auch ein Erläuterungsbericht über eine "Sammlung betrieblicher Vorschriften" abgeheftet worden sowie Bestuhlungspläne und eine Baumbestandserklärung. Und doch reicht die stattliche Dokumentensammlung noch immer nicht aus, das Planfeststellungsverfahren läuft munter weiter. Jedenfalls signalisiert die Landeseisenbahnaufsicht weiterhin nichts Gutes für den Museumsbetrieb. Für die Eisenbahnfreunde ist das bitter: Nun fallen auch die für Oktober geplanten Rundfahrten auf der Augsburger Localbahnstrecke aus und ebenso die Touren mit dem Schienenbus nach Füssen.

© SZ vom 18.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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