Doppelmord von Volkenschwand:Anklage: Mord aus Habgier

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Der Mord an einem Unternehmerpaar erschütterte vor zwei Jahren den Freistaat. Ein 36-Jähriger soll der Täter sein. Vor Gericht schweigt er.

Angaben zur Person macht er, Angaben zur Sache nicht. Milutin K. schweigt zum Prozessauftakt an diesem Montag vor dem Regensburger Landgericht zu den Vorwürfen, er habe am 18. November 2008 im niederbayerischen Volkenschwand ein Ehepaar aus Habgier ermordet.

Laut Anklageschrift soll der 36 Jahre alte Exil-Serbe dem querschnittsgelähmten 55-jährigen Michael M. die Kehle durchgeschnitten und dessen zwei Jahre jüngere Frau mit einem Schuss in den Nacken aus nächster Nähe getötet haben. Die zufällig anwesende 33 Jahre alte Hausangestellte Conny U. soll er durch zwei Schüsse in den Kopf lebensgefährlich verletzt haben.

Die Vorwürfe gegen den Mann wiegen schwer. Während der Zeugenvernehmung eines ermittelnden Polizeibeamten blickt der Angeklagte zumeist auf den Boden. Zuvor hatte er sachlich und emotionslos auf die Fragen des Vorsitzenden Richters Werner Ebner geantwortet.

Eine Bluttat mit drei Opfern, von denen eines mit sehr viel Glück überlebt hat, um an Bargeld, Schmuck, Uhren, Mobiltelefon und Laptop zu kommen: Zweifacher Mord und Mordversuch aus Habgier lauten die Vorwürfe. Aus "Wut und Verärgerung" soll er die schrecklichen Taten begangen haben, weil er nicht gleich die Beute fand, die er sich erhofft hatte, heißt es in der Anklageschrift.

Fest steht, dass der im österreichischen Schwaz geborene Angeklagte das ermordete Ehepaar kannte und von seinem Reichtum wusste. Seine Ex-Frau hatte mehrere Wochen als Fahrerin für den behinderten Michael M. gearbeitet, ihn später auch gepflegt.

Und weil K. mit seiner einstigen Gattin und den gemeinsamen vier Kindern bis zu seiner Festnahme immer noch jedes Wochenende verbrachte, erfuhr er von dem Paar in Volkenschwand, einem 1500-Einwohner-Ort südöstlich von Mainburg. Das fand auch die Polizei recht bald heraus, während sie das Tatumfeld untersuchte.

Ein Landshuter Kripo-Beamter berichtete vor Gericht die Tatversion des Angeklagten: Bei der Polizei hatte K. nach der Tat ausgesagt, an einer Tankstelle seines Wohnorts München habe er zwei serbisch sprechende Männer belauscht, die von Diebstahlsabsichten gesprochen hätten. Daraufhin habe er ihnen das Haus in Volkenschwand als lohnendes Objekt beschrieben und gezeigt und sich davon eine 20- bis 30-prozentige Belohnung versprochen.

Tatsächlich habe er später von den Männern, die unter sich auch "zigeunerisch" gesprochen haben sollen, zwei 500-Euro-Scheine und Schmuck bekommen. Dem Kripo-Beamten zufolge sagte der Angeklagte, er habe mit den Morden nichts zu tun, denn schließlich sei es "Wahnsinn, wenn man jemanden umbringt und so".

Eine Perlenkette aus der Beute hat der Angeklagte noch am Tag der Tat in ein Pfandleihhaus gebracht. Das Gericht muss jetzt herausfinden, ob K. zweifelsfrei der Täter in dem Mordfall ist. Dass das ein mühseliger Indizien-Prozess wird, wurde schon bei der Vernehmung des Kripo-Beamten am ersten Verhandlungstag klar. Mehr als 50 Zeugen und sechs Gutachter sollen an 13 Prozesstagen aussagen.

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