CSU und Flüchtlinge:Plump, brachial, Seehofer

An den Außengrenzen Bayerns will die CSU Aufnahmezentren für Flüchtlinge einrichten. Das ist gefährlich - und entwürdigend.

Kommentar von Daniela Kuhr

Die CSU will an den Außengrenzen Bayerns zwei neue Aufnahmezentren einrichten: für Menschen, die vom Balkan nach Deutschland kommen - und erfahrungsgemäß kaum Chancen auf Anerkennung als Asylbewerber haben. Das soll die anderen Aufnahmeeinrichtungen entlasten, damit dort wieder Platz für die "wirklich Schutzbedürftigen" ist, wie es in der CSU gern heißt. Man muss nicht Mitglied bei Pro Asyl sein, um diesen Vorschlag unmöglich zu finden.

Zwar stimmt es, dass die hohe Zahl von Asylbewerbern vom Balkan ein ernstes Problem geworden ist. Das sagt nicht nur CSU-Chef Horst Seehofer, sondern auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) - und sogar Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann.

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"Rigorose Maßnahmen" hatte Horst Seehofer angekündigt. Das ließ in der Asylfrage einiges erwarten. Was er dann verkündete, damit hat selbst die Opposition nicht gerechnet.

Von Wolfgang Wittl

Die geplanten Zentren sind entwürdigend

Dieses Problem muss auch in der Tat dringend gelöst werden; allein schon, um die vielen anderen Asylverfahren von Flüchtlingen aus Syrien oder Afrika schneller bearbeiten zu können. Zentren aber eigens für Albaner oder Serben beschleunigen überhaupt nichts. Sie sind nur entwürdigend für die Betroffenen, die damit für jedermann sichtbar amtlich zu Schmarotzern gestempelt werden.

De Maizière und Kretschmann haben gezeigt: Man kann Probleme offen ansprechen, ohne dabei zu verletzen oder etwas schönzureden. Seehofer dagegen kennt bislang offenbar nur die plumpe und brachiale Art. Das ist gefährlich, gerade bei diesem Thema.

© SZ vom 21.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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