CSU-Parteiklausur:Sämann Seehofer

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CSU-Chef Horst Seehofer erklärt, dass er bei der nächsten Landtagswahl 2018 nicht mehr kandidieren will - und wundert sich über die Reaktionen. In der Partei rätselt man, warum er gerade jetzt die Nachfolgedebatte erneut anheizt.

Von Mike Szymanski, Wildbad Kreuth

Wer kommt nach Horst Seehofer? Kurz nach 13 Uhr stellt sich die Lage in Kreuth so dar: ein Personenschützer so groß wie ein Schrank, der sicher gut auf Bayern aufpassen würde. Ein paar einfache CSU-Mitarbeiter, ein paar gehobene. Alexander Dobrindt ist auch noch zu sehen. Aber der Bundesverkehrsminister macht eher ein Maut-Gesicht. Wirklich glücklich sieht er gerade nicht aus. Jedenfalls gar nicht wie einer, der Anlass hätte, Karrierepläne zu schmieden. Und Ilse Aigner und Markus Söder, diese beiden CSU-Politiker - sind heute überhaupt nicht hier in Kreuth. Für die Landespolitiker beginnt das politische Jahr etwas später. Das heißt aber nicht, dass sie nicht genau verfolgten, was sich hier im verschneiten Tal am Tegernsee gerade so tut.

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:Irgendwie, irgendwer, irgendwann

Horst Seehofers Ankündigung hört sich klar an: Er will 2018 als CSU-Chef und Ministerpräsident aufhören. Dasselbe sagte er schon vor einem Jahr, dazwischen klang er aber auch schon anders. Ob sein Mix aus klarer Ansage und Verwirrung ans Ziel führt? Sicher ist da nur eines.

Kommentar von Frank Müller

2015 ist noch unschuldig, CSU-Chef Horst Seehofer gut erholt. Die Umfragewerte für die Union stimmen. Beste Rahmenbedingungen also, um sich mal wieder Personaldiskussionen hinzugeben. Seehofer hat offenbar ein besonderes Verhältnis dazu. Wenn sie laufen, dann verurteilt er das Getratsche. Wenn mal nicht über Seehofer und seine möglichen Erben gesprochen wird, dann scheint es auch nicht recht zu sein. Der Zeitung Die Welt sagte Seehofer pünktlich zum Auftakt der Winterklausur in Kreuth: "Ich werde bei der nächsten Landtagswahl nicht mehr kandidieren." Im Grunde genommen ist das der Rückzug vom Rückzug vom Rückzug.

Indizien für einen Rückzug vom Rückzug

Eigentlich hatte Seehofer schon vor den Wahlen im Jahr 2013 gesagt, das 2018 Schluss sei. Dann wieder gab es Indizien dafür, dass er doch noch Lust hat und im Oktober eine rätselhaftes Aussage nach dem Tenor: Bevor Ilse Aigner und Markus Söder - die aussichtsreichsten Thronfolger im Streit um das Erbe die Partei zerlegten, dann wisse er schon, was zu tun sei. Jetzt hat er sich festgelegt. Vorläufig, muss man wohl dazusagen. Denn Beschlüsse der CSU, die in Kreuth fallen, haben oftmals eine ähnliche Haltbarkeitsdauer wie der Kreuther Schnee.

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Gerda Hasselfeldt, die Chefin der CSU-Bundestagsabgeordneten, versucht dann auch gleich mal, die von Seehofer eröffnete Debatte um die Nachfolge wieder einzufangen. Hasselfeldt ist eine sehr beherrschte Frau. Wenn sie sich ärgert, dann hört sich das so an. "Diese Aussage nehme ich so zur Kenntnis wie ich sie auch vor wenigen Wochen und vor einigen Monaten und wie auch immer zur Kenntnis genommen habe. Das ist nichts, was uns in unseren aktuellen Entscheidungen beeinflusst."

"Du bist noch ein bisschen zu früh dran."

Sie geht sogar so weit zu sagen, dass es eigentlich keine Personaldiskussion in der CSU gibt. Als sie gefragt wird, warum Seehofer denn überhaupt wieder damit angefangen habe, sagte sie: Seehofer sei eben ein höflicher Mensch. Er habe nur auf die Frage eines Journalisten geantwortet. Und wer sich jetzt in der Partei sofort Hoffnung macht, dem lässt die CSU-Politikerin ausrichten: "Du bist noch ein bisschen zu früh dran."

Das kann Peter Ramsauer nicht mehr passieren. Er hat die besten Zeiten schon hinter sich. Seehofer hat ihn als Bundesminister in Berlin im vergangenen Jahr ausrangiert. Seither zählt er auch Seehofers Tage. Ramsauer versteht es, sogar Lob bitter anzureichern. Seehofer liege mit seinen Äußerungen "in der Kontinuität seiner bisherigen Aussagen". Er lacht nicht einmal dabei.

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Seehofer tut so, als ob er über all das Interesse an seiner Rückzugs-Ankündigung staunen würde. "Null" Neuigkeitswert könne er erkennen, sagt er. "2015 wird frei sein von Personaldebatten." In diesem Jahr müsse "die Aussaat" für die Wahlerfolge 2017 im Bund und 2018 in Bayern erfolgen, erklärt der Politik-Landwirt.

Klare Vorstellungen vom Übergang

Seehofer hat klare Vorstellungen, wie der Übergang in der CSU zu laufen hat. In diesem Jahr möchte er sich noch mal als Parteichef zur Wahl stellen - für weitere zwei Jahre. Und bis 2018 sei er gewählter Ministerpräsident. Vorerst denkt er überhaupt nicht ans Aufhören: "Ich möchte 2017 mit meiner Partei und Angela Merkel einen großen Wahlerfolg feiern."

Jenseits von Kreuth staunt man über Seehofer. Einer aus der Parteispitze sagt: "Die einen glauben nicht daran, dass Seehofer sich festgelegt hat, die anderen schütteln nur mit dem Kopf." Ohne Not habe der Parteichef die Debatte um seine Nachfolge wiederbelebt. Ein Grund ist tatsächlich nicht erkennbar. Es ist erst wenige Wochen her, dass Seehofer auf dem Parteitag in Nürnberg mit einer starken Rede klargemacht hatte, wer der unangefochtene Chef in der CSU ist. Nachfolgedebatten spielten tatsächlich keine Rolle bei dem Treffen vor Weihnachten. Selbst Finanzminister Söder, Seehofers engster Rivale, verkneift sich seit einiger Zeit jede Provokation. Vielleicht war es Seehofer einfach nur zu langweilig geworden.

© SZ vom 08.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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