CSU: Nach dem Guttenberg-Rücktritt:Liebes Tagebuch...

Ihr könnt mich mal, ich werd' noch was, wenn ich das gewusst hätte: Was CSU-Größen denken, sich aber nicht zu sagen trauen - zumindest nicht öffentlich. Fünf fiktive Tagebucheinträge.

CSU: Nach dem Guttenberg-Rücktritt

Montag, Günther Beckstein nach dem Parteivorstand

1 / 5
(Foto: dpa)

Ihr könnt mich mal, ich werd' noch was, wenn ich das gewusst hätte: Was CSU-Größen denken, sich aber nicht zu sagen trauen - zumindest nicht öffentlich. Fünf fiktive Tagebucheinträge. Ach Goddla, heute haben wir mal wieder richtig zusammengehalten in der CSU. Vor der Vorstandssitzung haben wir alle gesagt, dass wir zu unserem Karl-Theodor halten, egal was kommt. Das war schön, wie damals, beim Edmund. Den haben wir ja auch verteidigt bis zum Schluss. Na ja, fast bis zum Schluss zumindest. Das hätten die bei mir ruhig auch mal machen können. Ich hab' nix abgeschrieben, und das mit der Landtagswahl, da können der Erwin und ich doch eigentlich auch nix dafür. Ist doch vorher schon abwärtsgegangen mit der CSU. Aber mich mögen die Leute immer noch, gerade erst hat der Oliver Tissot beim Frankenfasching in Veitshöchheim gesagt, dass ich immer der heimliche Landesvater bleiben werde. Das war schön. Und der Karl-Theodor, mei, der wird wohl keine wissenschaftliche Karriere mehr einschlagen, hihi. Das hab' ich heute in die Kameras gesagt, mit dem Spruch war ich mal wieder der Lustigste von dem ganzen Haufen. Ein Fehler war das, dass er abgeschrieben hat, freilich, aber schließlich macht jeder mal einen Fehler. Ich auch, aber weil ich so eine ehrliche Haut bin, geb' ich es immer gleich zu. Das hätte der Karl-Theodor auch machen sollen. Na ja, es wär' schon schön, wenn er Minister bleiben würde, ein bisschen Glamour tut uns schließlich ganz gut. Aber meine Sache ist das ja nicht. Da bleib' ich lieber, wie ich bin. Ade, Dein Günther. Texte: Katja Auer, Mike Szymanski und Annette Ramelsberger

CSU: Nach dem Guttenberg-Rücktritt

Dienstag, Horst Seehofer am Tag des Rücktritts

2 / 5
(Foto: dapd)

Liebe Leute, das war ein Tag. Wenn die Karin da wäre, würde ich mir jetzt ein Bier bringen lassen. Jetzt hat der Karl-Theodor doch aufgegeben. Gestern sitzen wir noch beieinander, und ich sag' ihm, welche Kasernen er nicht schließen darf, und heute steh' ich ohne Minister da. Keine Kraft mehr, sagt der. Hättest mal unseren Markus Söder sehen sollen, liebes Tagebuch. Der hätte fast die Haderthauer vor Freude geküsst. Schade ist es ja schon, dass der Karl-Theodor nicht mehr mag. Hat ja sonst keiner das Format, sich mit mir anzulegen. Ich brauche Kämpfer und keine Kneifer. Habe gerade mit Friedrich, Schmid und Dobrindt wegen der Nachfolge zusammen gesessen. Wir können Verteidigung gegen Innen tauschen. Gerade fing der Hans-Peter wieder an: Soll doch der Joachim Herrmann den Innenminister in Berlin machen, sagt der. Na, der wird schon sehen. Der Joachim ist gerade zu seiner Frau nach Erlangen gefahren. Bestimmt lässt er sich eine Entschuldigung schreiben, warum er nicht nach Berlin darf. Der Feigling. Bei Ausländern den harten Kerl geben und dann kuschen, weil er es sich in Bayern bequem gemacht hat. Und der Georg Fahrenschon. Wenn, dann geht er nur als Finanzminister. Sagt er. Innenminister könne er nicht, sagt er. Liebe Leute, als ich das gehört habe, musste ich mich fast anketten! Ein CSUler kann doch alles, oder nicht? HS

CSU: Nach dem Guttenberg-Rücktritt

Mittwoch: Joachim Herrmann nach der Kabinettsbildung

3 / 5
(Foto: dpa)

Typisch Seehofer. Ich war wirklich kurz davor, mich mal richtig aufzuregen. Berlin! Was soll ich denn in Berlin? Der Horst will, dass ich ihm den Innenminister mache. Ich bin doch nicht blöd. Aber der Horst lässt nicht locker. Joachim, hat der gesagt, ich brauche jetzt meine besten Leute. Sogar der Hans-Peter Friedrich hat mich angerufen. Ich sei die beste Lösung. Das sagt der nur, damit er Landesgruppenchef bleiben kann. Wozu haben wir denn die Landesgruppe, wenn da keiner den Minister machen kann. Ich bleib' jedenfalls hier, das steht fest. Das hab' ich dem Seehofer gestern so noch nicht gesagt. Immer eines nach dem anderen, hab' ich ihm erklärt. Erstmal eine Nacht drüber schlafen, das schadet nie. Ich bin nachts noch nach Erlangen gefahren. Die Gerswid, meine Frau, sieht das genauso. Läuft doch gerade alles wunderbar hier. Die Bild-Zeitung findet mich gut, und der Günther Beckstein ist auch als Innenminister berühmt geworden, ohne dass er Bayern verlassen hat. Dem Seehofer habe ich heute früh abgesagt. Der hatte danach eine Laune. Ich hab' gesagt, die Familie macht nicht mit. Gut, der Junior ist schon volljährig. Aber der Horst kennt ja Berlin. Kann ja keiner wollen, dass meine Kinder schlechten Umgang haben und sich vielleicht noch mit solchen Neuköllner Porno-Rappern anfreunden. Bayern braucht mich, und ich brauche Bayern. So. Gott zum Gruße. Gute Nacht. Joachim

CSU: Nach dem Guttenberg-Rücktritt

Donnerstag: Thomas Kreuzer als neuer Staatssekretär

4 / 5
(Foto: dapd)

Wenn ich das gewusst hätte, dann hätten sie ihren Landesbank-Untersuchungsausschuss aber selber machen können. Da hör' ich mir stundenlang den Schmarrn von dieser Nervensäge von den Freien Wählern an, sag' dem Dürr von den Grünen hundertmal, dass seine Fragen unzulässig sind. Und erst die Ausreden von den Zeugen! Dieser Naser, da ist mir echt der Kragen geplatzt. Und zum Dank? Kultusstaatssekretär. Na toll. Na ja, immerhin im Kabinett. Endlich. Da hab' ich ja schon gar nicht mehr damit gerechnet. Und so schwer kann der Job ja nicht sein, vor mir hat ihn ein Tierarzt gemacht, dann werd' ich das als Richter auch hinkriegen. Aber eigentlich wär' ich schon lieber Minister geworden. Bloß wegen dem Herrmann. Der hätte ruhig nach Berlin gehen können. Dann wär' auch der Söder nicht so schlecht gelaunt die ganze Zeit, weil der hätte dann Innenminister werden können. Und der Marcel Huber Umweltminister, der ist schließlich der Tierarzt, und ich hätte die Staatskanzlei übernommen. Aber gut. Dann kümmer' ich mich halt um die Schulverwaltung. Die hat's auch nötig. Ein bisschen Sorgen mach' ich mir um die Fraktion. Was soll der Georg Schmid bloß ohne mich machen? Na ja, jetzt will die Ingrid Heckner Fraktionsvize werden. Die wird ihm schon Feuer unter dem Hintern machen. Sonst kann er mich ja anrufen. So von Schwabe zu Schwabe. Bis bald. Kreuzer, Staatssekretär.

CSU: Nach dem Guttenberg-Rücktritt

Freitag: Alexander Dobrindt zum Ende der Woche

5 / 5
(Foto: ddp)

Das haben wir doch wieder toll hingekriegt! Na ja, was heißt wir, eigentlich ich, der Generalsekretär. Jetzt haben wir nicht nur einen Parteichef und zwei Ehrenvorsitzende, sondern auch noch einen Parteiheiligen: den Heiligen Karl-Theodor. Und ich wär' fast Minister geworden. Hätt' ich mir auch zugetraut, so ein bisschen Verteidigung, das mach' ich als Schützenkönig von Peißenberg mit links! Da hätten die in Kundus Augen gemacht, wenn ich die besucht hätte. Mal nicht nur bella figura wie der KT in seinen Kaschmirsakkos. Ich hätt' den Taliban grad zwischen den Augen erwischt, wenn er mir blöd gekommen wär'. Aber dann hab' ich doch lieber den Hans-Peter Friedrich den Innenminister machen lassen. Man muss den Franken auch mal was gönnen, wo wir Oberbayern schon von Gott gesegnet sind. Und der Friedrich hat gleich gegen die Muslime gewettert, wie ich ihm das gesagt habe. Nix hier mit Minaretten im Vorgarten. Der Horst hat auch gemeint, er braucht mich dringend weiter als Generalsekretär, weil ich ganz allein die CSU auf 46 Prozent gestemmt hab'. Ich weiß nicht, ob ich ihm den Gefallen tue. Eigentlich bin ich wie gemacht für den Landesgruppenvorsitz. Einen mit einem solchen Intellekt wie mich gibt's weit und breit nicht. Alexander, Noch-Generalsekretär.

© SZ vom 5.3.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: