Bombenangriff auf Würzburg:Gedenken mit Glockengeläut

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Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist Würzburg durch Bombenangriffe fast komplett in Schutt und Asche gelegt worden. Nicht mal 20 Minuten dauerte der Angriff der britischen Luftstreitkräfte am 16. März 1945 vom Setzen der ersten Leuchtbombe bis zum Abwerfen der letzten Brandbombe. Fast 90 Prozent der Innenstadt wurden zerstört, etwa 4000 Menschen starben im Bombenhagel und dem anschließenden Feuersturm.

Die Stadt erinnert an diesen Angriff seit vielen Jahrzehnten auf eine besondere Art: Sie lässt am Jahrestag die Glocken aller Würzburger Kirchen so lange läuten, wie der Angriff dauerte, von 21.20 bis 21.40 Uhr. In dieser Zeit versammeln sich Bürger schweigend um den Dom. "Ich wüsste nicht, dass eine andere bayerische Stadt das in dieser Form auch macht", sagt Matthias Stickler, Historiker der Universität Würzburg. Der Experte für Erinnerungskultur hält diese Form des Gedenkens für nach wie vor zeitgemäß. "Ich wüsste nicht, wie man es anders machen soll. Da hat sich eine Tradition entwickelt, die unumstritten ist." Sie kombiniere die traumatische Erinnerung der Opfer mit der Mahnung, sich für Frieden einzusetzen.

Zusätzlich gibt es in der Stadt zahlreiche Veranstaltungen rund um den Jahrestag. Auch das Mainfranken-Theater ist dabei. Es hat in einem Rechercheprojekt das Stück "Magnolienzeit" erarbeitet, das die Auswirkungen des 16. März auf die Identitätsbildung der Stadt beleuchtet. Würzburg und Nürnberg sind die Städte in Bayern, die am meisten betroffen waren. "Es gab fast überall in den größeren bayerischen Städten Zerstörungen durch den Luftkrieg. Aber Würzburg ragt aufgrund der Totalität der Zerstörung heraus", sagt Stickler. 1945 wurde die Stadt deshalb auch "Grab am Main" genannt. Im Erdgeschoss des Rathauses ist in einem eigenen Gedenkraum ein Modell des zerstörten Würzburgs zu sehen.

© SZ vom 15.03.2018 / dpa, SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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