Ausflugstipps:Alle paar Meter ein Schloss

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(Foto: N/A)

Gäbe es einen Preis für das höchste Kastell-pro-Kopf-Aufkommen, so läge der Kreis Kronach weit vorne. Auch die Zahl der Wurstsorten ist mancherorts enorm

Es empfiehlt sich, ein Gefühl für Regionen zu entwickeln, und ein Gefühl für den Landkreis Kronach bekommt man womöglich am besten in einem Ort wie Seibelsdorf. Abgelegen von den großen Verkehrsströmen, das prägt diesen Landstrich grundsätzlich. Eingerahmt von Wiesen und Feldern, die so wirken, als hätte sie ein Landschaftsarchitekt in die Gegend drapiert. Und dann im Ort: eine ungewöhnlich anheimelnde lutherische Kirche, im Markgrafenstil erbaut. Und eine Landmetzgerei namens Kolb, die mehr Wurstsorten zur Auswahl hat als der Ort Einwohner zählt. So wirkt es jedenfalls. Probleme mit Demografie, Überalterung, Strukturschwäche im ehemaligen Grenzland zur DDR? In Seibelsdorf wirkt Oberfranken eher wie ein Vorzeigedorf aus einem Katalog für schönes Leben auf dem Land.

Danach am besten nach Küps, einer Gemeinde in der Nähe der Kreisstadt Kronach. Kulturelle Kleinteiligkeit ist auch ein Merkmal dieser Region, sie macht ihren Charme genauso aus wie einen Teil ihrer historischen Strukturschwäche. Würde ein Preis für das höchste Schloss-pro-Kopf-Aufkommen ausgelobt, der Ort hätte sehr ernsthafte Ambitionen: Auf nicht ganz 8000 Einwohner kommen in Küps nicht weniger als acht Schlossgebäude. Weitere sind derzeit nicht geplant. Aber es reicht auch so, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie das war mit der fränkisch-dynastischen Lust am eigenen Herrschaftshaus.

Sehr lehrreich auch: ein Besuch auf der Festung Rosenberg. Die ist viel zu massiv für das überschaubar große Kronach ausgefallen, dass nicht mal mehr 17 000 Einwohner von einem solchen Monumentalbau überragt werden, sieht man auch ziemlich selten. Aber auch das erzählt etwas über diese Region: Sie war fast immer Grenzland, entweder von katholischem zu protestantischem Gebiet oder später von BRD zu DDR. Festungsmäßiges konnte man da immer brauchen, die Lage im historischen Windschatten gab es obendrein.

Auf der Festung zu empfehlen ist ein Besuch bei den Faust-Festspielen. Die gibt es seit 20 Jahren, und sie bieten Theater, wie Theater eben so ist, wenn ein großer Teil der Darsteller das Geld mit anderem verdient. Handfeste Kost, bei der es auch holzschnittartig zugehen darf. "Der zerbrochene Krug", gerade auf dem Programm, lohnt trotzdem, schon weil er auch was über die Region erzählt: In den stärksten Passagen sprechen die Mimen ein Fränkisch, das auch Einheimische zum Lachen bringt. Menschen, die sich selbst nicht ganz so ernst nehmen, wie schön. Und den Blick von der Festung gibt es obendrauf.

Einen ähnlichen Blick gibt es von der imposanten Burg Lauenstein, und auch sie steht exemplarisch für diese Region. Wenige Besucher verlieren sich dorthin, touristisch ist das noch was zum Entdecken. Was ja nicht schlecht sein muss.

© SZ vom 07.07.2015 / prz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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