Augsburg:Protest gegen teure Theatersanierung

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Von Stefan Mayr, Augsburg

Das Augsburger Theater muss dringend saniert werden. Darüber sind sich in der drittgrößten Stadt Bayerns alle einig. Aber über das Wie und Wie viel scheiden sich die Geister - und wenn Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) nicht aufpasst, könnte er demnächst einen weiteren unbequemen Bürgerentscheid am Hals haben. Denn in der Augsburger Kulturszene formiert sich massiver Widerstand gegen das Vorgehen der Stadtspitze. Es kursiert ein offener Brief, der an diesem Dienstag im Rathaus übergeben werden soll und politischen Sprengstoff birgt.

Die Initiatoren fordern einen sofortigen "Stopp der Planungen" und einen "Neustart" des Großprojekts. Ihre zentralen Kritikpunkte lauten: Das Sanierungskonzept sei viel zu teuer und werde "ohne Bürgerbeteiligung und ohne offenen kulturpolitischen Diskurs" durchgezogen. Angesichts der Kosten von 235 Millionen Euro befürchten die Kulturschaffenden eine Spaltung der Stadtgesellschaft. "Das wird eine wahnsinnige Zerreißprobe, wenn kein Geld mehr für andere Projekte und die dringend nötige Sanierung der Schulen übrig bleibt", sagt Buchhändler Kurt Idrizovic.

Derweil werkelt Gribl fleißig an einer Finanzierung. In München wurde ihm signalisiert, dass er mit zusätzlichen Zuschüssen des Freistaats rechnen kann - aber nur, wenn die Planung um etwa 50 Millionen Euro abgespeckt wird. Gribl selbst gibt sich bedeckt, aber aus dem Rathaus heißt es: "Wir schnüren ein intelligentes Paket." Offenbar arbeitet der Münchner Architekt Walter Achatz bereits an einem schlankeren Konzept. Doch Gribl muss aufpassen. Erst kürzlich musste er eine Schlappe einstecken: Über die von ihm bevorzugte Fusion der Stadtwerke-Energietochter mit der Erdgas Schwaben GmbH stimmen im Juli die Bürger ab - gegen seinen Willen. Beim Thema Theater wird Gribl nun erneut mangelnde Transparenz und Bürgerbeteiligung vorgeworfen. "Er verhandelt diese Wahnsinns-Summen vollkommen ohne Mandat", kritisiert Buchhändler Idrizovic. Es gebe keinen Stadtratsbeschluss für eine derart teure Sanierung.

Gribl steht vor der Wahl: Er kann die Gedanken des Briefes aufnehmen und die Stimmung damit beruhigen. Oder er ignoriert die kritischen Stimmen - und muss mit dem nächsten Bürgerentscheid rechnen.

© SZ vom 26.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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