Augsburg:Antikes Shoppingcenter

Archäologen entdecken gut erhaltene Mauern aus der Römerzeit

Von Dietrich Mittler, Augsburg

Jede neue Baustelle in der Innenstadt ist für die Augsburger Stadtarchäologen ein Glücksfall - so auch jene am Alten- und Pflegeheim St. Afra, das derzeit saniert wird. Im Kleinen Karmelitengäßchen wurden bei den Grabungsarbeiten außerordentlich gut erhaltene massive Mauern aus der Römerzeit freigelegt. "Wir haben ja den Verdacht, dass sich hier einst das Forum der alten Römerstadt Augusta Vindelicum mit dem Verwaltungssitz und dem Haupttempel befand", sagt Grabungsleiter Günther Fleps, der am Mittwoch die Funde der Öffentlichkeit vorstellte.

Die freigelegten Mauern, so vermutet Fleps, gehörten einst zu einem lang gestreckten Gebäude, welches das Forum - also den zentralen Platz des alten Augsburg - an der Ostseite flankierte. Darin sollen sich zur Römerzeit Läden befunden haben: Es handelt sich dabei also um ein antikes Shoppingcenter, wenn man so will.

Da es rund um Augsburg keine Möglichkeit gab, massive Steine abzubauen, sind allein schon die nun freigelegten antiken Mauern aus handgehauenen Tuffstein-Quadern eine Sensation. Insbesondere im Mittelalter dienten nämlich die antiken Bauwerke oft als Steinbruch für neue Häuser - mit der Folge, dass von den Konstrukten der Römer selbst meist nicht mehr viel erhalten blieb. Die alten Mauern im Karmelitengäßchen sollen allerdings bei der Sanierung des Alten-und Pflegeheims in den Neubau integriert werden. Sie bleiben so der Nachwelt erhalten. Aber nicht nur sie: Das Team um Fleps stieß auch auf kleinere Funde wie etwa ein gut fünf Zentimeter großes Kätzchen aus Golddraht, verziert mit Smaragdperlen.

© SZ vom 08.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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