Amoklauf in Leutershausen:Wie die Autohaus-Mitarbeiter den Todesschützen überwältigten

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In dieser Tankstelle in Bad Windsheim wurde der 47-jährige Mann schließlich überwältigt. Davor parkt sein Mercedes-Cabrio. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

Die Kassiererin nimmt dem mutmaßlichen Amokläufer die Waffe ab, die Mechaniker halten ihn auf, "und dann hat er gejammert, dass ihm alles wehtut".

Von Katja Auer, Bad Windsheim

Bernd Gurrath hat die Mitarbeiter heimgeschickt, die sich heute den Zusatz "mutig" und ein Lob des Innenministers verdient haben. Der Senior-Chef des Autohauses und der Tankstelle in Bad Windsheim, in der am Freitag ein mutmaßlicher Amokläufer überwältigt wurde, wirkt schon wieder gefasst, als er am frühen Abend ans Telefon geht. Die Spurensicherung sei fast fertig, sagt er, gleich würde die Tankstelle an der Nürnberger Straße wieder öffnen.

Gurrath sagt, alle Mitarbeiter hätten gut reagiert zur Mittagszeit. Er hat selbst mitgeholfen, hat dem 47 Jahre alten Sportschützen mit einem Kabelbinder die Füße gefesselt. Die Radiomeldung hätten sie gehört, erzählt er, und auf einmal habe ein Monteur genau das gesuchte Auto vor der Reparaturannahme stehen sehen. "Wir werden überfallen", hat er gerufen, daraufhin sei der mutmaßliche Täter durchgedreht. Er fuchtelte mit einer Waffe in der Tankstelle herum, bis er sie kurz auf den Tresen legte.

"Da habe ich mir meinen Golfschläger genommen und bin auch raus"

Da griff die Kassiererin beherzt zu und flüchtete mit der Waffe. Als der Mann zu seinem Auto wollte, vielleicht um die zweite Waffe zu holen, standen die Mechaniker schon da und überwältigten ihn. Gurrath hörte das Geschrei in seinem Büro. "Da habe ich mir meinen Golfschläger genommen und bin auch raus."

Der Mann habe sich mit Händen und Füßen gewehrt und um sich geschlagen. "Und dann hat er gejammert, dass ihm alles wehtut." Wegen des Kabelbinders. Gurrath erzählt das alles mit einer gewissen Ruhe. "Ach ja", sagt er, wenn man so lange im Geschäft sei. Und schließlich habe er schon mal in den Lauf einer Waffe geblickt.

Das war damals im Fasching, da wollte einer unbedingt in die Stadthalle und wurde nicht reingelassen. Als er da mit seiner Waffe rumfuchtelte, hat Gurrath sie ihm aus der Hand geschlagen.

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