CSU:Ganz neu: der Spezl-Orden

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Du sollst Deinen Spezl lieben wie Dich selbst: Spaenle und Söder haben sich gegenseitig für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen. Ministerpräsident Seehofer stoppt die "groteske Ordensgeschichte". Wie stehen die beiden CSU-Minister jetzt nur da!

Von Sebastian Beck

Im moralischen Durcheinander der vergangenen Tage ging leider unter, dass es auch in der CSU noch Beispiele für echte und in jeder Hinsicht unbezahlbare Nächstenliebe gibt: Du sollst Deinen Spezl lieben wie Dich selbst - getreu diesem Grundsatz haben Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) und Finanzminister Markus Söder (CSU) gehandelt, als sie sich gegenseitig für das Bundesverdienstkreuz vorschlugen. Ob die Aktion zwischen den Freunden abgestimmt war oder ihnen bloß kein besserer Kandidat einfiel, das lässt sich nicht sagen: Beide schweigen sich dazu aus, Ordenssache, vertraulich, was sonst.

Angeblich aber soll Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) die Sache im Kabinett zur Sprache gebracht haben. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer musste einmal mehr den Übervater spielen: "Die groteske Ordensgeschichte habe ich gestoppt", lässt er sich in einem Interview mit dem Münchner Merkur zitieren.

Für Söder & Spaenle ist das ärgerlich, denn wie stehen sie nun da: Mit fast leerem Revers, auf dem sich außer ein paar Fusseln nur der läppische Bayerische Verdienstorden verliert. Wo sie doch in ihrem Auftreten Politiker von mindestens nationalem Renommee sind. Gut, Spaenle hat wenigstens noch die König-Ludwig I.-Medaille der staatlichen Schlösser- und Seenverwaltung. Aber Söder nur den Doktortitel, sonst nichts.

Als ordensloser Mensch könnte man sich nun fragen, womit sich die beiden überhaupt eine solche Ehrung verdient haben, zumal sie als Staatsminister im Prinzip nichts anderes als ihren Job machen. Und für die Honorierung ihrer Lebensleistung sind sie vielleicht noch ein bisschen zu jung: Söder ist 46, Spaenle 51 Jahre alt.

Michael Piazolo, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler, hat zu den Umständen der gescheiterten Ordensvergabe an Söder und Spaenle eine parlamentarische Anfrage gestellt. Auf die Antwort wartet er noch.

Ein Orden müsse immer für was Außergewöhnliches verliehen werden, sagt Piazolo. Wenn er so weiter lästert, wird Piazolo weder das Bundesverdienstkreuz noch den Bayerischen Verdienstorden bekommen - obwohl er doch Politiker ist. Das wäre dann auch mal was Außergewöhnliches.

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version dieses Textes stand, Markus Söder habe keinen Doktortitel. Das ist falsch. Wir haben den Fehler verbessert und bitten, ihn zu entschuldigen.

© SZ vom 03.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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