VW-Abgas-Skandal:Die betroffenen Autos

Nun hat auch Audi zugegeben, Motoren mit nicht gesetzeskonformer Software entwickelt zu haben. Die Affäre um manipulierte Abgaswerte und geschönte CO₂-Angaben umfasst damit immer mehr Autos aus dem VW-Konzern. Ein Überblick.

Von Thomas Harloff

Audi A6, A7 und A8 ab Modelljahr 2009

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(Foto: Audi)

Nach der Konzernmutter Volkswagen steht nun Audi am Pranger. Die Ingolstädter haben zugegeben, dass in der Motorelektronik einiger von ihnen entwickelten Dreiliter-V6-Turbodieselmotoren eine Motorsoftware zum Einsatz kommt, die in den USA als "Defeat Device" gilt. Also als Abschaltvorrichtung, die offenbar auf dem Prüfstand die Emissionswerte schönt. Oder wie es Audi in seiner Stellungnahme formuliert: "Es handelt sich dabei konkret um die Software für die Temperatur-Konditionierung des Abgasreinigungs-Systems." Anders als die Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Drei- und Vierzylinder-Dieselmotoren beschränken sich die neuen Vorwürfe (noch) auf den US-Markt. Offiziellen Angaben zufolge sind insgesamt etwa 85 000 Autos betroffen, darunter die Audi-Modelle A6, A7 und A8 ab Modelljahr 2009. Beim A6 kommen zusätzlich Vierzylinder-Modelle der Baujahre 2009 bis 2014 hinzu, die mit dem zuvor bemängelten EA-189-Dieselmotor ausgerüstet sind.

Audi Q5 und Q7, ab Modelljahr 2009

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(Foto: STG)

Auch in den USA verkaufte Exemplare der SUV-Modelle Audi Q5 und Q7 sind mit dem Dreiliter-TDI-Motor samt verdächtiger Software ausgerüstet.

VW Touareg, ab Modelljahr 2009

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(Foto: SV2)

Den Dreiliter-V6-TDI-Motor nutzt auch VW. In den USA wird das Triebwerk im Touareg eingesetzt. Somit gehört auch das SUV (das Bild zeigt den V8 TDI) zu den betroffenen Autos.

Porsche Cayenne, ab Modelljahr 2013

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(Foto: STG)

Wegen Audis Software-Tricksereien erreicht die Abgasaffäre auch Porsche. Die Schwaben rüsten den Cayenne mit dem V6-TDI-Aggregat aus. Seit Modelljahr 2013 wird diese Modellvariante in den USA angeboten, insgesamt sind nach Firmenangaben 13 000 Autos mit der Schummel-Software ausgestattet. Porsche, Audi und VW haben den Verkauf der betroffenen Autos nach dem Bekanntwerden erster Unregelmäßigkeiten Anfang November gestoppt und diese Maßnahme nun bis auf Weiteres verlängert.

VW Passat, Baujahr 2009 bis 2014

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(Foto: Volkswagen AG)

Angefangen hat Volkswagens Abgas-Skandal Mitte September. Damals beanstandeten die amerikanische Umweltbehörde EPA und ihr kalifornisches Pendant CARB eine Manipulations-Software in der Elektronik des Zweiliter-Dieselmotors. Volkswagen gab daraufhin zu, dass die komplette Motorenfamilie EA 189 über die bemängelte Abschalteinrichtung verfügt. Darunter fallen auch Drei- und Vierzylinder-Triebwerke mit 1,2 und 1,6 Litern Hubraum, was die Zahl der betroffenen Autos auf weltweit elf Millionen steigen ließ. Der in Deutschland als Firmenwagen sehr beliebte VW Passat der siebten Generation nutzte den EA-189-Diesel in der 1,6-Liter- und 2,0-Liter-Variante. Zwischenzeitlich drehte sich die Abgas-Affäre nicht mehr nur um Stickoxide, sondern auch um das Treibhausgas Kohlendioxid (CO₂), das zu großen Teilen an der vom Menschen verantworteten Erderwärmung beteiligt ist. VW hat zugegeben, die CO₂- und die daran gekoppelten Normverbrauchswerte einiger seiner Autos "nach unten verfälscht" zu haben. Dies sei dem Konzern zufolge sowohl bei Benzinern, vor allem aber bei Dieselfahrzeugen geschehen. Besonders die als sehr sparsam beworbenen "Blue Motion"-Modelle seinen betroffen, darunter auch der Passat.

Audi A4, Baujahr 2009 bis 2014

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(Foto: SV2)

Beim Audi A4 der gerade abgelösten vierten Modellgeneration (die Vorgänger-Baureihe Audi 80 nicht mit eingerechnet) beschränkt sich der Skandal bislang noch auf die Stickoxid-Thematik. Hier kam das EA-189-Triebwerk ausschließlich in der 2,0-Liter-Variante zum Einsatz. Ebenfalls betroffen: das eng verwandte Coupé Audi A5.

Škoda Superb II, Baujahr 2008 bis 2013

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(Foto: STG)

Technisch ebenfalls nah dran am Passat und mit der Manipulations-Software unterwegs: der Škoda Superb, der sowohl von der 1,6- als auch der 2,0-Liter-Variante des Vierzylinder-Dieselmotors angetrieben wird.

VW Golf VI, Baujahr 2008 bis 2012

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(Foto: Abdruck fuer Pressezwecke honora)

Der EA 189 ist auch im VW-Bestseller schlechthin, dem Golf, installiert. Betroffen ist die sechste Generation mit 1,6- und 2,0-Liter-TDI-Motoren. Auch bei den falschen Verbrauchs- und CO₂-Werten ist der Golf im Spiel.

Škoda Octavia II, Baujahr 2009 bis 2013

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(Foto: © Michel de Vries 2008)

Genau wie der technisch eng mit dem Golf verwandte Škoda Octavia II. Autos der Baujahre 2009 bis 2013 mit 1,6- und 2,0-Liter-Diesel sind außerdem mit der Manipulationssoftware ausgestattet.

Audi A3, Baujahr 2009 bis 2014

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(Foto: Abdruck fuer Pressezwecke honora)

Der EA-189-Dieselmotor kam ebenfalls beim Audi A3 zum Einsatz. Auch bei dieser Baureihe spielen die gefälschten Verbrauchs- und CO₂-Werte eine Rolle.

Audi Q3, Baujahr 2011 bis 2014

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(Foto: Audi)

Immer beliebter werden kompakte SUVs, von denen der VW-Konzern mehrere Modelle im Programm hat. Eines der erfolgreichsten ist der Audi Q3, der den EA-189-Motor in seiner 2,0-Liter-Konfiguration nutzt.

VW Tiguan I, Baujahr 2009 bis 2014

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(Foto: SV2)

Als 2.0 TDI kommt das Dieseltriebwerk auch im VW Tiguan der ersten Generation zum Einsatz.

Škoda Yeti, Baujahr 2009 bis 2015

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(Foto: Skoda)

Drittes SUV mit dem fraglichen Motor ist der Škoda Yeti.

VW Caddy, Baujahr 2010 bis 2015

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(Foto: HBA)

Ebenfalls betroffen ist Volkswagens Nutzfahrzeugsparte, die unter anderem den VW Caddy verantwortet. Das als Hochdachkombi und Stadtlieferwagen angebotene Auto nutzt seit 2010 die 1.6- und 2.0-TDI-Motoren mit Common-Rail-Einspritzung, die nach Angaben des Herstellers mit der Manipulationssoftware arbeitet.

VW Amarok, Modelljahr 2010 bis 2012

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(Foto: Volkswagen Nutzfahrzeuge)

Das Pick-Up-Modell Amarok war Volkswagen zufolge bis zum Modelljahr 2012 mit der Zweiliter-Variante des EA-189-Triebwerks samt betrügerischer Motorelektronik ausgestattet.

VW Polo, Baujahr 2009 bis 2014

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(Foto: Abdruck fuer Pressezwecke honora)

Die Abgasaffäre trifft den VW Polo ganz besonders. So hat Volkswagen inzwischen zugegeben, dessen Verbrauchs- und CO₂-Werte zu niedrig angegeben zu haben - und zwar sowohl bei Dieselvarianten als auch bei Autos mit 1,4-Liter-Benziner-Triebwerken. Zudem steckt die Manipulationssoftware in TDI-Modellen mit der 1,2- und 1,6-Liter-Ausführung des EA-189-Motors.

Audi A1, Baujahr 2010 bis 2014

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(Foto: JWO)

Genau wie im fast baugleichen Audi A1, hier jedoch beim 1.6 und 2.0 TDI. Auch beim kleinsten Audi wurden zusätzlich die Verbrauchs- und CO₂-Werte des 1,4-Liter-Benziners zu niedrig angegeben.

Škoda Fabia II, Baujahr 2010 bis 2014

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(Foto: STG)

Der zweiten Generation des Škoda Fabia spendierte der VW-Konzern den EA-189-Motor in der 1,2- und 1,6-Liter-Variante. Gleiches gilt für dessen 2015 eingestellten Van-Ableger Roomster. Auch der Rapid, den es seit 2012 als kompakte Limousine und seit 2013 als Kombi namens Spaceback gibt, verwendet den Turbodiesel, allerdings nur in der 1,6-Liter-Konfiguration.

VW Jetta, Baujahr 2008 bis 2014

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(Foto: Abdruck fuer Pressezwecke honora)

Hinzu kommen Produkte mit deutlich geringeren Absatzzahlen als die Volumenmodelle. Etwa der VW Jetta, der wie sein technischer Bruder, der Golf, den 1,6- und 2,0-Liter-Diesel mit Manipulationssoftware nutzt.

VW Beetle II, Baujahr 2011 bis 2014

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(Foto: VW)

Auch den Beetle gibt es mit dem fraglichen Dieselmotor in der 1,6- und 2,0-Liter-Variante.

VW Scirocco III, Baujahr 2008 bis 2014

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(Foto: Volkswagen AG)

Von 2008 bis 2014 wurde auch der VW Scirocco mit dem EA-189-Motor gebaut. Der 2,0-Liter-Turbodiesel leistet im Kompakt-Coupé 140, 170 oder 177 PS.

Audi TT, Baujahr 2008 bis 2014

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(Foto: Audi)

Bleibt noch der Audi TT, den die Ingolstädter zwischen 2008 und 2014 sowohl als Coupé als auch als Roadster (Foto) mit dem EA-189-Dieselmotor in der Zweiliter-Ausführung angeboten haben.

Seat

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(Foto: oh)

Unter den elf Millionen vom Abgas-Skandal betroffenen Autos aus dem VW-Konzern befinden sich auch weltweit 700 000 Fahrzeuge von Seat, etwa 86 000 davon in Deutschland. Bei der spanischen VW-Marke kam das EA-189-Aggregat dem Hersteller zufolge im Ibiza (Foto), in der zweiten Leon-Generation, beim Alhambra und Toledo sowie den nicht mehr gebauten Altea und Exeo zum Einsatz. Der Ibiza wurde zudem von den Schummeleien um zu niedrige Verbrauchs- und CO₂-Werte erfasst. Wer genau wissen möchte, ob sein Auto betroffen ist, kann dies per Fahrzeug-Identnummer (auch als Fahrgestellnummer bekannt) über die Internetseiten der Hersteller abfragen. Hier die entsprechenden Links: VW: www.volkswagen.de; Audi: www.audi.de; Škoda: www.skoda-auto.de; Seat: www.seat.de; VW Nutzfahrzeuge: www.volkswagen-nutzfahrzeuge.de Es wird spannend zu beobachten, ob auch Porsche bald eine derartige Website einrichten muss.

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