Verkehrsplanung:Lärm und Dreck sind (fast) überall ein Problem

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In Zukunft werden zwei von drei Erdbewohnern in Städten leben. Das fordert die Verkehrsplaner überall heraus.

Von Marco Völklein

Weltweit schreitet die Verstädterung voran. Bis zum Jahr 2050 werden zwei von drei Menschen auf der Erde in städtischen Gebieten leben, prognostizierten die Vereinten Nationen im Sommer 2014. Zur Mitte des Jahrhunderts würden 9,6 Milliarden Menschen auf dem Globus leben, 6,4 Milliarden davon in Städten. Derzeit wohnen rund 54 Prozent der heute 7,2 Milliarden Erdbürger in Städten, also 3,9 Milliarden. Vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern dürfte die Urbanisierung zunehmen, etwa in Indien, China und Nigeria.

Doch die Stadt muss mitwachsen. Handlungsbedarf sehen die Vereinten Nationen vor allem im Wohnungsbau - und im Verkehrswesen. Wie sollen sich die Menschen in den Städten fortbewegen? Wie wird Mobilität gewährleistet, ohne dass die Metropolen in Abgasen und Lärm ersticken? "Die Idee, dass wir Privatautos nutzen, um die Menschenmassen in einer Großstadt zu befördern, erscheint mir schon heute völlig absurd", meint der britische Mobilitäts- und Zukunftsforscher Dan Hill.

Hinzu kommt: Allein die Anzahl der Megastädte mit mehr als zehn Millionen Einwohnern wird nach UN-Schätzung von derzeit 28 bis zum Jahr 2030 auf 41 steigen. Doch gerade in Entwicklungs- und Schwellenländer sehen viele Bürger riesigen Nachholbedarf - und kaufen zum Beispiel Autos. Sollten Städte in diesen Ländern nun "durch denselben Kreislauf gehen wie europäische Städte in den vergangenen 50 Jahren", so Planer, "haben wir ein Problem".

Weltweit setzen Kommunen daher auf einen Ausbau "grüner Mobilität", auf öffentlichen Nahverkehr und auf "Intermodalität", das vernetzte Zusammenspiel verschiedener Verkehrsträger wie Fahrrad, Bussen und Bahnen und Sharing-Angeboten. In Helsinki beispielsweise erwarten Stadtplaner ein Bevölkerungswachstum um 50 Prozent - und hoffen dennoch, dass der Autoverkehr stark schrumpft, etwa durch zusätzliche Busangebote, mehr Radspuren und gestärkte Stadtteilzentren, sodass Verkehr erst gar nicht entsteht. Städte in Lateinamerika wie La Paz (Bolivien) oder Medellín (Kolumbien) bauen Seilbahnen, um günstig und platzsparend neue Viertel zu erschließen. In dieser Serie wird die SZ in loser Folge beschreiben, wie Städte in aller Welt versuchen, ihre Verkehrsprobleme in den Griff zu bekommen.

© SZ vom 14.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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