Unterwegs:Schlimmer als geklaut!

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Parken heißt hoffen: Dass der Platz zumindest halblegal ist. Und dann ist am nächsten Morgen der Wagen weg. Die Polizei sagt einem fröhlich: "Nein, nicht gestohlen - abgeschleppt!" Und das Martyrium nimmt seinen Lauf.

Von Richard Christian Kähler

Wird schon gutgehen! Irgendwann nach wieder endloser, vergeblicher Suche tut man sich einfach leid und nimmt resigniert den sogenannten "Notparkplatz". Im komplett zugeparkten Viertel der letzte in der Regel noch freie Autoabstellplatz, der, wie alle Benutzer beten, ohne schwerere Behinderung wenigstens noch halblegal ist. Und wie viele Nächte ist es nicht schon gutgegangen?

Und dann ist am nächsten Morgen der Wagen weg. Und die Polizei sagt einem fröhlich: "Nein, nicht gestohlen . . . abgeschleppt!" - Und da merkt man plötzlich, bei welcher Gelegenheit man sich noch viel mehr leidtun kann. Jetzt nämlich: abgeschleppt. Gott steh mir bei. Da trifft nicht nur einen Idioten selbst die Schuld, das wird auch irrsinnig teuer!

Schon das Taxi mit als erster Buße wahrscheinlich extraweiter Fahrt raus zum Stadtrand bis zur zentralen Fahrzeugverwahrstelle, wo der Wagen schnellstmöglich abgeholt werden muss, ist ein Schlag gegen die Brieftaschenbrust. Dann folgt eine schöne Portion Psychoterror: Die amtlichen Abkassierer arbeiten hinter einschüchternden Gitterschleusen und übermannshohen Sicherheitsglasscheiben.

Warum? Weil wir wartenden Straftäter reihenweise in Entsetzensschreie, fassungslose Bepöbelungen und am liebsten noch viel Handfesteres ausbrechen angesichts kühl verkündeter Strafabschleppungs-Gesamtkosten: Wie bitte? Was bitte? 250? 300? 400? . . . Es entreißt einem der Brieftasche die Scheine so schmerzhaft wie ein Maya-Priester der klaffenden Menschenopferbrust das rasend schlagende Herz.

Nach diesem Schock wankt selbst ein ganzer Kerl mit weichen Knien über den gigantischen Abschleppautohof zu seinem anscheinend zur letzten Strafe auch noch extraweit entfernt abgestellten Wagen zurück. Hat er Kratzer, Beulen, sonst was? Fast schon egal. Man selbst fühlt sich auf der gedemütigten Falschparker-Heimfahrt schließlich auch so niedergeschlagen und ausgeplündert wie nach einem Raubüberfall.

© SZ vom 02.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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