Unterwegs:Fahrstunden im pinken Porsche

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Der Trend geht weg vom Führerschein. Das liegt am demografischen Wandel. Und am schwindenden Interesse für Autos.

Von Thomas Harloff

Hilfe, die Führerscheinneulinge sterben aus. Jugend ohne Auto! Da muss man sich etwas einfallen lassen. Etwas in Pink vielleicht für die lieben Kleinen? Wie wäre es mit einem röhrenden Kuriosum aus Zuffenhausen: my first Porsche, ein Fahrschulauto vom Feinsten. Selbst auf Münchens Schickeria-satten Straßen fällt der grellbunte Cayenne auf. Auch nicht schlecht ist der 911er mit dem Fahrschulschild oben drauf. Besser wäre noch ein Blaulicht, damit man sich nicht an die langweiligen Regeln halten muss. Schade auch, dass der PS-Protz bei Regen und generell in den Herbst- und Wintermonaten in der Garage bleibt. Gerade dann, wenn die Haftgrenzen ganz oben auf dem Stundenplan stehen müssten.

"Damit lassen wir auch nur Schüler fahren, bei denen wir das nötige Verantwortungsbewusstsein sehen." Ob das für alle Porsche-Fahrer gilt? Sollen statt des Nachwuchses eher die alten Hasen nachgeschult werden? Aber nein, seit der Punktereform ist Ebbe bei den Oldies. Die Fahrerlaubnis ist zwar schon bei acht Punkten weg. Statt auf Punkteabbau verlassen sich die Sünder aber lieber auf gut Glück. Deshalb hat die Branche substanziellere Probleme als PS-starke Farbtupfer: Die Zahl der Kunden schwindet, "auch die geburtenschwachen Jahrgänge fangen an durchzuschlagen". Dabei gibt es bereits rund 2000 Fahrschulen weniger als noch 1999.

Der Trend geht weg vom Führerschein. Das liegt natürlich am demografischen Wandel. Außerdem machen sich Stadtkinder nicht mehr so viel aus dem Lappen. Klarer Fall von Statusverlust des Autos - und mit ihm des Führerscheins. Auf dem Land können sie die Lizenz zum Fahren dagegen kaum erwarten. Da hat die Fahrerlaubnis noch jenen Esprit von Freiheit und Abenteuer oder einfach von Landflucht. Trotzdem: 17 Prozent weniger Prüflinge in nur sechs Jahren. Die können ja noch nicht einmal carsharen. Also braucht es viel mehr Porsches. Allein schon wegen der Pauker: Der Job als Fahrlehrer ist so beliebt wie Lkw- oder Busfahrer. Pech allerdings, wenn man die Prüfung dann doch in einem normalen Auto absolvieren muss. Im Elfer hat der Prüfer einfach keinen Platz.

© SZ vom 21.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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