Sport-Fahrrad:Rennrad im 400-Kilometer-Nonstop-Test

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Das Stevens Comet kostet in der günstigsten Variante 3099 Euro. (Foto: Stevens)

In einem Rutsch von München zum Gardasee: Da tut einem Radler eigentlich alles weh. Das Stevens Comet erspart ihm die größten Qualen.

Test von Sebastian Herrmann

Ein Schlüsselbegriff im Rennradwesen lautet: Geometrie. In Gesprächen zwischen sportlichen Radlern fällt dieser Begriff mit großer Wahrscheinlichkeit. Also zumindest, wenn das Gespräch Fahrradmodelle behandelt, was in gefühlten 99 Prozent der Fälle zutrifft. "Der Rahmen gefällt mir von der Geometrie her besser", lautet ein prototypischer Satz, der sich beliebig variieren lässt (gefällt mir nicht; passt besser oder schlechter zu mir als; und so weiter).

Bei Erstkontakt mit dem Rennradwesen fragt man sich oft, wovon die anderen da reden, ob Rennradler früher alle im Mathe-Leistungskurs waren und warum sie sich nicht auch mal über Algebra statt Geometrie unterhalten. Sobald man aber selbst Mitglied der Funktionswäsche-Gemeinde geworden ist und mit gepolstertem Gesäß durch das Leben rollt, redet man auf einmal selbst von der Rahmen-Geometrie.

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Geometrie, eine Gefühlssache

Dann fragt man sich nur noch in seltenen Momenten, wie man eigentlich zuverlässig feststellt, ob eine bestimmte Geometrie zu einem passt oder nicht? Am Ende steckt wohl einfach ein Gefühl hinter dem ganzen Gerede: Ob sich das irgendwie gut und passend anfühlt, wenn man auf einem bestimmten Rennrad sitzt oder nicht.

Das Stevens Comet beschert dieses Gefühl. Das Rennrad des Hamburger Herstellers verfügt über eine sogenannte Race-Geometrie. Das heißt, die Karbonrohre des Rahmens sind so angeordnet, dass der Radler leicht gestreckt auf dem Fahrrad sitzt. Das reduziert den Luftwiderstand, erhöht dafür aber potenziell die Schmerzen bei langen Touren, weil es weniger bequem ist.

Das Comet erspart dem Fahrer einige Qualen

Beim ersten Aufsitzen vermittelt das Comet jedoch das Gefühl, dass alles prima passt, dass Rad und Fahrer zueinander gehören. Ob das für jeden Radler gilt, bleibt natürlich ungewiss, doch in diesem individuellen Fall passt es perfekt.

Schmerzen stellen sich auf dem Rennrad meist erst nach langer Zeit und vielen Kilometern ein. Das Comet bestätigt allerdings den ersten Eindruck: Auf einer Nonstop-Fahrt von München zum Gardasee bleiben auf den gesamten 406 Kilometern ein paar der Qualen aus, die man auf die Rahmengeometrie schieben könnte: das scheußlichen Ziehen zwischen den Schulterblättern; hässliche Leiden im Lendenwirbelbereich und Wehwehchen an anderen Stellen des Körpers. Die lange Fahrt schmerzt natürlich trotzdem, die Füße tun immer wieder weh, die kleinen Finger werden taub und überhaupt taucht die Frage auf, warum man sich das überhaupt antut. Aber nichts davon lässt sich auf Rad oder Rahmen-Geometrie schieben.

Stevens verkauft das Comet als sogenanntes Custom-Bike. Das bedeutet, der Kunde konfiguriert sein Rad auf der Online-Seite des Herstellers, idealerweise unter Mithilfe und Beratung eines Händlers. Dabei wählt er aus diversen Ausstattungs-Varianten aus: Laufräder, Lenker, Sattel, Schaltung und so weiter. In der günstigsten Variante kostet das Comet dann 3099 Euro - mit nach oben fast offener Preisskala (wie immer). Das getestete Rad mit der elektronischen Ultegra Di2-Schaltgruppe und Laufrädern des Modells Mavic Ksyrium Elite 25 kommt auf einen Preis von 4598 Euro.

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Angeboten wird der Rahmen in zwei Farbvarianten: Team Red in Rot, Schwarz und Weiß ist sehr auffällig, wie eben viele der oft etwas zu bunt gestalteten Rennräder. Die Variante Stealth Black ist hingegen angenehm zurückhaltend: mattes Schwarz, auf dem die Schriftzüge in glänzendem Schwarz prangen.

Ob nun die Rahmen-Geomterie auch für alle anderen Radler passt? Das kann nur eine Probefahrt verraten. Falls es passt, bietet sich ein spontaner Vortrag zum Thema "Rahmen-Geometrie" an, sobald man das nächste Mal mit anderen Rennrad-Nerds durch die Gegend rollt.

Hinweis der Redaktion: Das vorgestellte Produkt wurde der Redaktion vom Hersteller zu Testzwecken leihweise zur Verfügung gestellt.

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