Pannenhilfe:Es muss nicht unbedingt der ADAC sein

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Die Pannenhilfe durch die Gelben Engel funktioniert meist schnell und zuverlässig. Aber es gibt günstigere Alternativen zum ADAC. (Foto: ADAC)

Auch Hersteller und Versicherer bieten per Schutzbrief Pannenhilfe an. Doch ist das wirklich besser als eine Mitgliedschaft im Automobilclub? Ein Vergleich.

Von Felicitas Wilke, München

Der Brenner ist passiert, die Sonne über Italien strahlt - doch auf einmal macht das Auto merkwürdige Geräusche und lässt seinen Besitzer im Stich. Ärgerlich ist so eine Panne natürlich immer, auf dem Weg in den Urlaub jedoch besonders. Wer gut vorbereitet sein will, fährt nicht ohne eine Telefonnummer für den Notfall los. Am bekanntesten sind die "Gelben Engel" des Automobilklubs ADAC. Doch es gibt auch günstige Alternativen. Welche Angebote für wen interessant sind und worauf Verbraucher achten sollten.

Welche Automobilclubs neben dem ADAC gibt es?

Der bekannteste deutsche Automobilclub, der ADAC, hat eine Reihe von Wettbewerbern, die teilweise günstigere Mitgliedsbeiträge erheben. Beim Bruderhilfe e.V. Automobil- und Verkehrssicherheitsclub (BAVC) gibt es die Basismitgliedschaft beispielsweise für jährlich 39 Euro, beim Automobilclub von Deutschland (AvD) ist der günstigste Tarif für 34,90 Euro zu haben. Zum Vergleich: Eine normale Mitgliedschaft beim ADAC kostet 49 Euro, eine Plus-Mitgliedschaft 84 Euro.

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Teilweise sind beim ADAC aber mehr Leistungen eingeschlossen, zum Beispiel die Hotelübernachtung im Pannenfall. Verbraucher, die abwägen, was sie für nötig erachten und was nicht, können mit einem Preisvergleich Geld sparen. Darüber hinaus gibt es Alternativen, welche die Mitgliedschaft in einem Klub komplett ersetzen können, wie die folgenden Beispiele zeigen.

Ich habe einen Neuwagen. Bin ich automatisch abgesichert?

Ja, aber mit Einschränkungen. Die Mobilitätsgarantie der Hersteller stellt normalerweise sicher, dass Besitzer von Neuwagen in den ersten Jahren Pannenhilfe bekommen, abgeschleppt werden und einen Ersatzwagen oder ein Hotelzimmer erhalten. Die Leistungen gelten aber oft nur dann, wenn die Autofahrer regelmäßig vertraglich festgelegte Wartungen bei Vertragshändlern vornehmen lassen.

Und: Spezielle Leistungen wie der Rücktransport von Kindern seien nicht immer inklusive, sagt Peter Grieble von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Es kann sich bei der Mobilitätsgarantie also auszahlen, die Vertragsbedingungen genau zu kennen.

Was bietet ein Schutzbrief?

Bei allen großen Kfz-Versicherern erhalten Autofahrer auch einen Schutzbrief. Im Großen und Ganzen umfasst er ähnliche Leistungen wie Automobilclubs, sorgt also für Pannenhilfe im In-und Ausland, schleppt den Wagen ab, übernimmt Übernachtungskosten und stellt ein Mietauto bereit. Je nach Anbieter und enthaltenen Zusatzleistungen kosten die meisten Schutzbriefe zwischen zwölf und 50 Euro im Jahr, bei den Direktversicherern fallen teilweise sogar weniger als zehn Euro an.

Versicherungsexperte Grieble empfiehlt Autobesitzern, die einen Schutzbrief haben möchten, diesen direkt beim eigenen Kfz-Versicherer dazuzubuchen. Das sei oft günstiger als Einzelangebote bei Fremdanbietern. Viele Haftpflicht- und Kaskoversicherungen enthielten ohnehin einen Schutzbrief. "Bei solchen Angeboten sollten die Verbraucher aber darauf achten, dass nicht nur der Schutzbrief bedarfsgerechte Leistungen enthält, sondern auch die anderen Bestandteile des Pakets gut sind", rät Grieble.

Die Obergrenze, bis zu der Versicherer die Kosten für Pannenhilfe und Abschleppen tragen, liegt meist unter jener der Automobilclubs. Während der ADAC die Pannenhilfe bis 300 Euro bezahlt, übernimmt die HUK maximal 150 Euro. Laut der Zeitschrift Finanztest kostet Pannenhilfe in vielen Fällen aber weniger als 120 Euro. Betroffene dürften also auch bei Schutzbriefen meist ohne Zuzahlung davonkommen.

Autofahrer sollten jedoch beachten, dass bei vielen Anbietern Leistungen wie der Ersatz-Mietwagen nur inklusive sind, wenn das Auto mehr als 50 Kilometer vom Wohnort entfernt den Geist aufgibt. Und: Manche Versicherer nehmen nur Autos unter ihren Schutzschirm, die ein bestimmtes Alter nicht überschritten haben. Bei der DA direkt etwa liegt die Grenze bei zwölf Jahren.

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In welchen Fällen lohnt es sich, Mitglied in einem Automobilclub zu werden?

Für Verbraucher, die mit verschiedenen Fahrzeugen unterwegs sind, kann sich eine Clubmitgliedschaft lohnen. Denn während günstige Schutzbriefe nur für ein Fahrzeug gelten, genießen Mitglieder allumfassenden Schutz. Zudem reparieren die Gelben Engel viele Autos direkt vor Ort, während bei anderen Anbietern die Abschleppquote höher sei, sagt Jochen Oesterle vom ADAC.

Bei Clubs gibt es zudem oft Extras wie technische Beratung, Routenplanung oder eine Mitgliederzeitschrift. "Das können interessante Zusatzleistungen sein", findet Verbraucherschützer Peter Grieble, versicherungstechnisch entscheidend seien sie aber nicht.

© SZ vom 11.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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