Neuwagen:Wie bereite ich mich auf die Probefahrt vor?

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Einsteigen, losfahren, kaufen - so einfach sollten Sie es sich nicht machen. Damit Sie den größtmöglichen Nutzen haben, will die Probefahrt gut vorbereitet sein. Ein Überblick.

Von Florian Maier

Den Zeitpunkt für einen Probefahrt-Termin sollte man mit Bedacht wählen. Je geringer das Verkehrsaufkommen, desto mehr Fahreindrücke lassen sich sammeln. Generell gilt: Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für die Probefahrt und lassen Sie sich weder vom Händler noch vom eigenen Terminkalender unter Druck setzen. Sie sollte am besten bei Tageslicht stattfinden und mindestens 45 Minuten dauern. Eine Probefahrt kann jedoch unter Umständen auch mehrere Stunden oder Tage dauern. Speziell bei Fahrzeugen in höheren Preissegmenten ist es üblich, dass Testfahrzeuge auch über ein Wochenende ausgehändigt werden.

Obligatorische Dokumente für eine Probefahrt sind ein gültiger Personalausweis (oder Reisepass) sowie ein Führerschein.

Schon bevor es losgeht, sollten Autokäufer eine Teststrecke im Kopf haben - am besten auf bekannten Routen und mit Stadt-, Überland- und Autobahn-Abschnitten. So können Sie das Fahrzeug in einer Vielzahl von Verkehrssituationen kennenlernen. Zudem ist es sinnvoll, einen oder mehrere Beifahrer sowie eventuelle Mitnutzer an der Probefahrt teilnehmen zu lassen.

Versicherungsmodalitäten & Vorschäden

Üblicherweise sind Neufahrzeuge von Autohändlern mit einem Vollkasko-Schutz und einer Selbstbeteiligung in Höhe von 1000 Euro ausgestattet. Vor Antritt der Testfahrt sollte man sich dennoch detailliert über die Versicherungsbedingungen aufklären lassen, speziell wenn der Testwagen zur Probefahrt mit einem "roten Kennzeichen" versehen ist. Diese dürfen ausschließlich für Überführungs- und Probefahrten genutzt werden und bieten möglicherweise keinen Kasko-Schutz. Lassen Sie sich für diesen Fall die Kostenübernahme im Schadensfall vom Händler schriftlich bestätigen. Auch die Einzelheiten zur Fahrzeugversicherung sollten in der Übernahmeerklärung schriftlich festgehalten sein. Zusätzliche Absprachen - etwa mündlich nachverhandelte Details wie die Höhe der Selbstbeteiligung - sollten ebenfalls schriftlich fixiert werden.

Kommen bei der Probefahrt weitere Fahrer zum Einsatz, muss der Händler davon wissen. Sonst kann der eingetragene Fahrer auch für Schäden anderer Fahrer haftbar gemacht werden. Kaufinteressenten sollten auch neue Fahrzeuge vor der Probefahrt auf äußerliche Mängel untersuchen und vorhandene Schäden in der Übernahmeerklärung notieren.

Probefahrt

Die Probefahrt beginnt bereits, bevor der Motor läuft. Der Ein- und Ausstieg und die Sitzposition sollten ein gutes, bequemes und vor allem sicheres Gefühl vermitteln. Sitz und Lenkrad sollten sich so verstellen lassen, dass eine optimale Position des Fahrers gewährleistet ist. Achten Sie auch darauf, ob die Materialien und die Verarbeitung des Innenraums Ihren Erwartungen entspricht: Fühlen sich die Kunststoffe minderwertig an? Klappern oder wackeln Tür- oder Seitenverkleidungen? Sind wichtige Bedienelemente im Cockpit wie Lichtschalter, Blinker-Hebel und Schaltung gut erreichbar? Ist die Anordnung von Tachometer, Drehzahlmesser und Tankanzeige übersichtlich und blickgünstig gestaltet? Speziell bei Modellen, die eine außergewöhnliche Positionierung zentraler Elemente aufweisen, wie etwa einen Tacho in der Mittelkonsole, sollten Sie sich spätestens nach der Probefahrt sicher sein, dass Sie damit auf Dauer zurecht kommen. Offene Fragen bezüglich der Fahrzeugfunktionen klären Sie vor Beginn der Probefahrt.

Während der Fahrt sollten alle Insassen auf ungewöhnliche Geräusche achten, speziell bei Lenk- und Schaltvorgängen. Der Komfort des Fahrwerks zeigt sich gerade auf schlechten Straßen - planen Sie daher auch solche Streckenabschnitte ein. Eine Stadtfahrt inklusive Parkmanövern gibt Aufschluss darüber, wie übersichtlich der Wagen ist und wie leicht er sich rangieren lässt. Auch die einwandfreie Funktion des Getriebes lässt sich hier dank häufiger Gangwechsel überprüfen. Um die Durchzugskraft des Motors und seine Geräuschkulisse bei hohen Geschwindigkeiten zu testen, eignen sich Überland- und Autobahnfahrt.

Nebenbei sorgt diese Mixtur auch für einen Erkenntnisgewinn über den Kraftstoff-Verbrauch. Bei heutigen Neuwagen wird der Durchschnittsverbrauch per Bordcomputer ermittelt und je nach Modell und Ausstattung auf dem zentralen Tachodisplay oder dem Infotainment-Monitor angezeigt. Mitunter ist diese Anzeige im Menü des Bordcomputers schwer zu finden, die Bedienungsanleitung kann hier weiterhelfen. Werfen Sie außerdem einen Blick in den Kofferraum und begutachten Sie die Staufächer - ist das Volumen ausreichend für alles, was in Ihrem Auto Platz finden muss?

Sollte es während der Probefahrt zu einem Unfall kommen, müssen in jedem Fall die Polizei und der Händler verständigt werden, um das weitere Vorgehen abzuklären.

Nach der Probefahrt

Sobald die Probefahrt beendet ist, sollte die Mängelfreiheit des Wagens erneut schriftlich bestätigt werden. Sind während der Fahrt Probleme aufgetreten, sprechen Sie diese direkt beim Händler an. Lassen Sie sich nicht zu einer schnellen Kaufentscheidung drängen, sondern analysieren Sie das Erlebte. Sind Sie mit dem Antrieb, der Verarbeitung, dem Fahrverhalten und den praktischen Qualitäten zufrieden? Wird die Komfort- und Sicherheits-Ausstattung Ihren Ansprüchen und Wünschen gerecht? Tauschen Sie sich dazu auch mit den Mitfahrern aus.

Um bei einer Probefahrt stets den Überblick zu behalten, empfiehlt sich die Nutzung einer Checkliste. Diese stehen auch kostenlos online zur Verfügung, zum Beispiel beim ADAC ( hier).

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