Motorroller in Retro-Optik:Lambretta macht der Vespa Konkurrenz

Der österreichische Hersteller KSR will mit der Serie "V-Spezial" die Marke Lambretta wieder aufleben lassen.

Der österreichische Hersteller KSR will mit der Serie „V-Spezial“ die Marke Lambretta wieder aufleben lassen.

(Foto: KSR)
  • Nach Jahren des Streits zwischen den Rechteinhabern wird es eine Neuauflage des Lambretta-Rollers geben.
  • Das Design orientiert sich an dem bis 1971 produzierten Klassiker, die Technik stammt aber aus Fernost.

Von Marco Völklein

Bei vielen Rollerfans löst das Stichwort immer wieder Verzückung aus. Das italienische Unternehmen Innocenti produzierte allein mehr als vier Millionen Fahrzeuge im Mailänder Stadtteil Lambrate, in Lizenz bauten unter anderem NSU in Deutschland sowie Firmen in Indien und Südamerika die Lambretta nach. Die Roller zählen damit zu den meistgebauten Zweirädern der Welt. Spätestens als 1979 Lambretta-Roller in dem Film "Quadrophenia" eine, nun ja, tragende Rolle übernahmen, war ein Klassiker mit hohem Kultfaktor geboren, wenngleich Innocenti die Produktion 1971 eingestellt hatte.

Nun aber soll die Marke wieder auferstehen. Ein Konsortium will den Roller im kommenden Jahr auf den Markt bringen, den Vertrieb soll die österreichische KSR Group übernehmen. In der Vergangenheit hatte es bereits mehrere Anläufe gegeben, die Marke auferstehen zu lassen; gescheitert waren diese fast alle an Streitigkeiten um die Namensrechte. Dass nun das Unternehmen mitmischt, das die Rechte an der Marke besitzt, steigert nach Ansicht von Branchenkennern die Chancen einer erfolgreichen Wiedergeburt deutlich.

Tatsächlich legen sich die Lambretta-Macher ordentlich ins Zeug, um zumindest optisch an das Vorbild heranzureichen. So sei der V-Spezial genannte Roller keine Kopie einstiger Lambretta-Modelle, sondern "eine Synthese aus klassischen Designelementen und moderner Interpretation", erklärt KSR wortreich. Der Roller weist zum Beispiel ein recht kantiges Äußeres sowie die für Lambretta typischen Sechseck-Scheinwerfer auf. Die flache Sitzbank verleiht ihm zudem eine recht sportliche Optik; die Seitenteile sollen getauscht werden können, um farbliche Akzente zu setzen.

Verantwortlich zeichnen die Designer des Salzburger Büros Kiska, die auch für die Motorradhersteller KTM und Husqvarna tätig sind. Sie verzichten bei der neuen Lambretta allerdings auch auf die traditionelle Schwinge vorn und setzen stattdessen auf eine Teleskop-Gabel - das Fachmagazin Motoretta unkte bereits, dies dürfte so manchen Lambretta-Fan mehr stören als die Produktion in Taiwan.

Tatsächlich wird unter dem schicken Retro-Kleid vor allem bewährte Technik aus Fernost arbeiten. Die drei Motoren mit 50, 125 und 200 Kubikzentimeter Hubraum werden wohl ebenso in Taiwan gefertigt werden wie der komplette Roller. Die Macher hoffen dennoch darauf, vom Retro-Trend, der auch den Konkurrenten Vespa beflügelt, profitierten zu können. So kündigte KSR die Wiedereinführung weiterer Lambretta-Klassiker an, auch ein Modell mit E-Motor sei geplant. Nur zur Preispolitik äußerte man sich bislang nicht. Branchenkenner werten das als Zeichen dafür, dass die neuen Lambretta-Roller nicht gerade billig zu haben sein werden.

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