Luftverkehr:Deutschland von oben

Lesezeit: 2 min

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt arbeitet an einem neuem Konzept für den Luftverkehr. In Zukunft soll es zum Beispiel nicht mehr passieren, dass ein großer Flughafen ohne ICE-Anschluss dasteht.

Von Daniela Kuhr, Berlin

Bundesverkehrsminister Dobrindt arbeitet an einem neuem Konzept für den Luftverkehr. In Zukunft soll kein großer Flughafen mehr ohne ICE-Anschluss dastehen (ICE fährt in den Frankfurter Hauptbahnhof ein, Archiv) (Foto: DPA-SZ)

Wer Klaus-Peter Siegloch in Fahrt bringen will, muss nur das Stichwort "Luftverkehrskonzept" fallen lassen. Schon sprudelt der Präsident des Bundesverbands der deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) los. Er hat gleich mehrere Beispiele parat, die zeigen, warum so ein Konzept dringend nötig sei. "Nehmen wir nur mal den Flughafen München", sagt er. "Es ist doch ein Unding, dass man diesen Flughafen damals ohne ICE-Anschluss gebaut hat. Bei einer vernünftigen Netzplanung, die die Verkehrsträger sinnvoll miteinander verknüpft, wäre so etwas nie passiert."

Zumal das auch Vorteile für die Umwelt hätte: "Hätte der Flughafen einen ICE-Anschluss mit direkter Verbindung nach Nürnberg, müsste man da nicht fliegen." Beispiel Nummer zwei: Wenn es darum gehe, neue Flughäfen zu planen, habe es in der Vergangenheit viele regionale Interessen gegeben. "Das hat zur Folge, dass jetzt beispielsweise die Flughäfen Paderborn, Münster und Kassel-Kalden nicht weit voneinander entfernt liegen. Und das sorgt nun bei allen für Verluste." Gäbe es eine bundesweite Prognose über das Verkehrsaufkommen im Luftverkehr und eine bundesweite Planung, wie der Bedarf gedeckt werden solle, hätte man viel Geld sparen können. "Das sind nur zwei von vielen weiteren Gründen, warum es allerhöchste Zeit ist, dass wir eine bundesweite Luftverkehrsstrategie bekommen", sagt Siegloch.

Sein Wunsch steht kurz davor, erfüllt zu werden. Für diesen Mittwoch hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) die Spitzen der Branche, darunter Lufthansa-Chef Carsten Spohr, Air-Berlin-Chef Wolfgang Prock-Schauer und eben Siegloch sowie mehrere Länderverkehrsminister nach Berlin eingeladen, um mit der Arbeit an einem Luftverkehrskonzept zu beginnen. "Ein innovatives und leistungsstarkes Land braucht eine moderne Infrastruktur und gut aufgestellte Verkehrsunternehmen", sagt Dobrindt. "Der Luftverkehrsstandort Deutschland muss wettbewerbsfähig und die Luftverkehrswirtschaft international leistungsfähig bleiben. Denn der Luftverkehr sichert Mobilität, Wohlstand und Arbeitsplätze."

Betroffen sind nicht nur gut 320 000 Menschen, die bei Flughäfen und Airlines in Deutschland arbeiten, sondern auch der Tourismus sowie der Außenhandel - samt Dienstleistungen. Auch dafür hat Siegloch ein Beispiel parat. "Wenn ein deutscher Mittelständler eine große Maschine nach China verkauft, kann er das in der Regel nur, wenn er verspricht, im Fall eines Problems innerhalb von 24 Stunden einen Techniker vorbeischicken zu können. Das aber geht nur, wenn wenigstens an ein paar Flughäfen auch nachts gestartet werden darf." Und damit ist der BDL-Präsident bei einem heißen Thema: den Nachtflugverboten, die sich viele Bürger viel strikter wünschen. Minister Dobrindt weiß, wie umstritten das ist, und will das Problem in dem Konzept ebenfalls angehen: "Ein generelles Nachtflugverbot in Deutschland kann es aber nicht geben." Er wird nun ein Gutachten in Auftrag geben, das unter anderem die Wettbewerbssituation der Luftverkehrsbranche untersuchen soll. Die Ergebnisse sollen in das Luftverkehrskonzept miteinfließen.

© SZ vom 15.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: