Fahrbericht Mercedes V 250 Bluetec:Den VW-Bus im Visier

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Die neue Mercedes V-Klasse gibt es in drei Leistungsstufen. (Foto: Daimler AG)

Luxuriös, sicher und variabel soll er sein: Mit der neuen V-Klasse will Mercedes endlich dem VW Multivan Paroli bieten. Allerdings muss man sich den großen Van leisten können.

Von Michael Specht

Ein Mercedes fährt hinterher. So etwas liest man in der Stuttgarter Zentrale sicher nicht gern. Doch im Segment der Großraumlimousinen mussten sich die Schwaben mit dem Viano dem Marktführer VW T5 deutlich geschlagen geben - zumindest bei den Verkaufszahlen. Der Wolfsburger Multivan führt unangefochten. Und damit nicht genug. Schon im nächsten Jahr schickt VW den Nachfolger T6 ins Rennen.

Bis dahin gilt es, möglichst viele Kunden zu locken. Gelingen soll dies ab Mai mit dem nun wieder V-Klasse genannten Luxus-Van. Mercedes will mit diesem Namen mehr Pkw-Nähe dokumentieren. Das zu erkennen fällt jedoch schwer angesichts einer Außenlänge von, je nach Radstand, 4,90 bis 5,37 Meter.

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Die V-Klasse trennt Welten vom Vorgänger, und dies in so gut wie jeder Disziplin. Für den Run auf den Rivalen im Norden haben die Entwickler alle technischen Register gezogen. Der Van verfügt über eine Reihe an Features, die, wie Mercedes sagt, "in diesem Segment nirgends sonst zu finden sind". Dazu zählt unter anderem der "Agility-Select"-Schalter, bei dem man unter vier unterschiedlichen Fahrprogrammen wählen kann, von öko bis sportlich.

Zahlreiche Assistenzsysteme

Hinzu kommen elf Assistenzsysteme, darunter automatisches Einparken, Abstandstempomat mit Notbremsfunktion, 360-Grad-Kamera, Verkehrszeichenerkennung und adaptives Fernlicht. Aber auch praktische Dinge wie die Klappe in der Klappe. Hier kann der Glasteil der Heckklappe separat geöffnet werden, um schnell eine Tasche in den Kofferraum zu werfen oder ihn überhaupt beladen zu können, falls dicht dahinter ein Auto stehen sollte.

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Die noch größere Überraschung liefert die V-Klasse im Cockpit, gestylt von einer jungen Italienerin aus dem Design-Studio am Comer See. Mit Lieferwagen oder Nutzfahrzeug hat dieses Interieur nichts mehr zu tun. Man könnte meinen, in der nächsten Generation der E-Klasse zu sitzen. Linien und Layout sind harmonisch, alles wirkt erstklassig verarbeitet, die Materialien sind hochwertig. Wer möchte, bekommt sogar einen frei stehenden Bildschirm und das edle Touchpad, wie es kürzlich in der neuen C-Klasse vorgestellt wurde. Es dient zur Bedienung sämtlicher Telematikfunktionen.

Variabler Innenraum

Weil Mercedes mit der V-Klasse gut situierte Familien, Freizeitsportler und Hotels ansprechen möchte, die sie als Shuttle-Fahrzeug nutzen möchten, sind zahlreiche Umbauoptionen und Sitzkonfigurationen möglich. Zur Basis gehören sechs Einzelsitze. Sind in der zweiten und dritten Reihe Dreierbänke montiert, passen bis zu acht Personen in die V-Klasse. Auch eine Vis-à-vis-Bestuhlung ist möglich. Wer viel transportieren will, kann die Sitzlehnen umklappen, hat dann bis 1030 Liter Stauraum zur Verfügung oder baut die Bestuhlung ganz aus und kommt so auf 4630 Liter. Damit lässt sich sogar ein Umzug meistern. Nachteil: Ein Sitz wiegt 28 Kilo. Jedermanns Sache ist dies nicht.

Der Innenraum kann je nach Bedarf gestaltet werden. Auch eine Vis-à-vis-Bestuhlung ist möglich. (Foto: Daimler AG)

Bei aller Aufrüstung im Innenraum, unter der Haube betreibt Mercedes Abrüstung. Der alte Sechszylinder ging in Rente. Es gibt nur noch den bekannten 2,2-Liter-Vierzylinder-Diesel, der auch in vielen anderen Baureihen des Hauses werkelt. In der V-Klasse leistet der Selbstzünder entweder 136 PS (V 200 CDI), 163 PS (V 220 CDI) oder 190 PS (V 250 BlueTec) und soll im Bestfall 5,7 Liter verbrauchen. Gefahren sind wir die Topversion, mit der man auf der Autobahn auch mal mit Dauertempo 180 km/h unterwegs sein kann. Viel wichtiger aber ist, wie leise die V-Klasse ist und wie geschmeidig sie abrollt. "Wir haben den besten Geräuschkomfort im Segment", sagt Produktmanager Felix Braun.

Bei einem Einstiegspreis von 42 900 Euro darf man das auch erwarten. Der Mercedes V 250 BlueTec kostet sogar knapp 50 000 Euro. Nicht eben ein Schnäppchen, doch Marketing-Mann Braun hält dagegen, die V-Klasse sei der "Mercedes unter den Großraumlimousinen". Ausstattungsbereinigt würde der Kontrahent aus Wolfsburg teurer sein, auch wenn dieser mit einem deutlich geringeren Grundpreis ins Rennen geht.

© SZ vom 05.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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