Automobile Dauerbrenner:Läuft und läuft und läuft

VW Käfer, Fiat Uno oder der erste Mazda 6: In Deutschland gibt es diese Modelle nur noch aus zweiter oder dritter Hand. Im Ausland dauerten ihre Karrieren als Neuwagen deutlich länger.

VW Golf I Citi

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(Foto: dpa)

Für viele Mitglieder der gleichnamigen Generation war der Golf I das erste Auto. Und das vergisst man bekanntlich nie. Neun Jahre lang wurde der Kompaktwagen, der eine eigene Klasse begründete, gebaut. 1983 endete die Produktion in Deutschland, von diesem Zeitpunkt an schrieb der Golf II die Erfolgsgeschichte fort. Gut erhaltene Exemplare des ersten Golf zu finden, ist heute entsprechend schwierig. Es sei denn, man schaut sich in Südafrika um. Im VW-Werk in Uitenhage lebte der Golf I noch viele Jahre als Neuwagen weiter, erst 2009 wurde die Produktion eingestellt. Vor allem der Citi Golf Chico mit 1,4 Litern Hubraum, fünf Türen, Klimaanlage und Colorglas zu Preisen von umgerechnet 8000 Euro erfreute sich größter Beliebtheit. Über die Jahrzehnte hat sich beim Südafrika-Golf optisch und technisch nicht viel getan: etwas kraftvollere Schürzen rundum und GTI-Grill mit Doppelscheinwerfern, das war es auch schon. Insgesamt wurden 377.484 Citi Golf in Afrika gebaut.

VW Polo Vivo

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(Foto: SV2)

Als der Citi Golf auslief, hielt Volkswagen mit dem Polo Vivo bereits ein billiges Nachfolgemodell bereit. Der auf dem Vorgänger des aktuellen VW Polo basierende Wagen wird ebenfalls im Werk Uitenhage hergestellt und besteht zu 70 Prozent aus Teilen lokaler Zulieferer. Mit knapp 10 000 Euro ist das Auto deutlich teurer als der Citi Golf, verfügt aber neben zeitgemäßer Technik auch über eine bessere Ausstattung wie Servolenkung und zwei Airbags. Klimaanlage, CD-Radio und ABS sind optional erhältlich. Unter der Haube arbeitet im Basismodell ein 1,4-Liter-Motor mit 75 PS und einem Durchschnittsverbrauch von 6,2 Litern. Gegen Aufpreis gibt es eine 86-PS-Version des Motors sowie eine 1,6-Liter-Maschine mit 105 PS. Neben dem Polo Vivo rollen auch der normale Polo sowie der CrossPolo in Südafrika vom Band.

VW Käfer Vocho

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(Foto: AP)

"Er läuft und läuft und läuft". So lautete einst der Werbespruch für den VW Käfer. Den Beweis trat der Verkaufsschlager in Mexiko an. Erst 2003 endete dort die Käfer-Produktion, 25 später als in Deutschland. Bis 2013 prägte der "Vocho" als Taxi das Bild der Hauptstadt. Dann setzte die Regierung die maximale Betriebszeit der Taxis auf zehn Jahre herab. Das versetzte dem "Vocho" auch in seiner zweiten Heimat in Mittelamerika den Todesstoß. Das Geschrei der Taxifahrer um die leicht zu reparierenden Autos war groß. Der Schritt der mexikanischen Regierung hatte aber einen triftigen Grund: Viele Käfer waren in einem desaströsen Zustand. Über die Jahre hatten die Besitzer die Fahrzeuge meist nur notdürftig geflickt. Um ihren Passagieren in dem Zweitürer den Weg auf den Rücksitz zu erleichtern, bauten sie zum Beispiel einfach den Beifahrersitz aus. Die Fahrgäste hatten nun mehr Platz, kamen durch fehlerhafte oder fehlende Gurte bei einer Vollbremsung der Frontscheibe aber näher als ihnen lieb war. In Deutschland lebt der mexikanische Käfer aber weiter: Etwa 100 000 "Vochos" schafften es als Import über den Atlantik und sind heute gesuchte Liebhaberstücke.

Fiat Uno sx

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(Foto: SOM)

Eine ähnliche Strategie wie VW verfolgte auch Fiat in den afrikanischen und südamerikanischen Märkten. Der Uno, europäischer Bestseller der Achtzigerjahre, bevölkert in Brasilien und Argentinien noch immer die Straßen. Nachdem die Produktion im italienischen Stammwerk 1995 eingestellt wurde, ging es in Polen, Indien, Südafrika und Brasilien weiter. Wegen gestiegener Sicherheitsanforderungen stellten allerdings auch Südafrika (1998) und Polen (2002) die Produktion ein. In Brasilien aber wird der Fiat Uno noch immer hergestellt und von dort aus auch ins Nachbarland Argentinien verkauft. Die Optik änderte Fiat im Laufe der Zeit nur leicht. Daran änderte auch die Einführung des Fiat Novo Uno im Jahr 2010 nichts, obwohl der technisch auf dem aktuellen Fiat Panda basiert.

Mazda 6 Maliu

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(Foto: STG)

Mazda konnte sich bisher nur eingeschränkt als Produzent von Endlos-Dauerbrennern einen Namen machen. Im Gegenteil, die Japaner sind eher für kurze Produktzyklen bekannt. Beispiel Mazda 6: 2002 kam in Deutschland die erste Generation auf den Markt, 2008 die zweite und bereits 2013 die dritte. Den ersten 6er von Mazda gibt es hierzulande also nur noch aus zweiter oder dritter Hand. Anders in China. Dort ist das Original leicht überarbeitet noch immer als Neuwagen unterwegs. Produziert wird der dort als Mazda Maliu bekannte 6er in Changchun in der Provinz Jilin. In chinesischen Autohäusern steht der erste Maliu neben dem aktuellen Modell, das 2014 eingeführt wurde. Es dauerte eine Weile, bis das Zwei-Generationen-Konzept erfolgreich war. Verkaufte sich die erste Baureihe bei ihrer Einführung in China 2013 mit 23 000 Fahrzeugen pro Jahr eher schleppend, waren es zuletzt fast 100 000 Autos jährlich. Der Erfolg des neuen Gebrauchtwagens erklärt sich vor allem mit seinem günstigen Preis. Mit 120 000 Yuan (knapp 20 000 Euro) ist er deutlich billiger als die direkte Konkurrenz.

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