Bundesligaauftakt des FC Bayern:3:1 nach Videobeweis

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Niklas Süle (re.): Erster Torschütze der neuen Saison (Foto: Guenter Schiffmann/AFP)
  • Der FC Bayern gewinnt überlegen gegen Bayer Leverkusen.
  • Dabei glänzen die Sommer-Zugänge Süle und Tolisso - und der Videobeweis feiert Bundesliga-Premiere.
  • Tabelle und Ergebnisse finden Sie hier.

Aus dem Stadion von Benedikt Warmbrunn

Allein die Kapitänsbinde hielt sich nicht an die Dramaturgie dieses Abends. Die Kapitänsbinde des FC Bayern machte sich an diesem Abend auf eine kleine Wanderreise, und sie wanderte noch einmal durch die alten, bekannten Namen, die dem Team noch geblieben sind. Thomas Müller, Franck Ribéry, Arjen Robben, alle drei durften sie die Binde tragen, drei Spieler, die bei allen fünf zuletzt gewonnenen deutschen Meisterschaften in Serie dabei waren, beim Sieg in der Champions League 2013.

Die erste Partie der neuen Bundesliga-Saison entschied aber nicht Thomas Müller, auch nicht Franck Ribéry, nicht einmal Arjen Robben. Dass der FC Bayern 3:1 (2:0) gegen Bayer Leverkusen gewann - in einem Spiel, dessen zweite Halbzeit wegen heftiger Regengüsse mit 15 Minuten Verspätung angepfiffen wurde -, das lag an drei Spielern, die an diesem Abend erstmals in der Bundesliga das Trikot des Vereins an hatten.

Es ist ja viel in diesem Sommer darüber geredet worden, dass sich der FC Bayern München in einem Umbruch befindet. Xabi Alonso und Philipp Lahm haben ihre Fußballkarrieren beendet, und auch Robben und Ribéry unterliegen ja mindestens in einem Punkt den Gesetzen der Natur - indem auch sie nicht jünger werden. Nun, zumindest an diesem ersten Abend der neuen Bundesliga-Saison sah es so aus, als ob so ein Übergang auch ziemlich lässig ablaufen könnte, nämlich dann, wenn sich die neuen Männer für die Zukunft so vorstellen, dass auch ihnen zuzutrauen ist, einmal einige Erinnerungen dem Klub zu hinterlassen.

Leverkusen gewährt höflich Platz

Carlo Ancelotti, der Trainer des FC Bayern, stellte seine Startelf ähnlich auf wie beim gewonnenen Supercup vor knapp zwei Wochen in Dortmund. Von den drei zurzeit verfügbaren Sechsern, dem routinierten Arturo Vidal sowie den beiden Zugängen Sebastian Rudy und Corentin Tolisso, entschied er sich also für: Vidal, Rudy und Tolisso. Robben saß erst einmal auf der Bank. Und in der Innenverteidigung lief neben Mats Hummels auf: Niklas Süle, noch ein Zugang.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Tolisso stachelt Lewandowski an

Der Franzose ist umtriebig, Mats Hummels hat Bauchweh und Franck Ribéry kämpft mit einer rutschenden Hose. Die Bayern beim 3:1 gegen Leverkusen in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Lisa Sonnabend

Von Beginn an verteilten Rudy (aus Hoffenheim) und Tolisso (aus Lyon) die Bälle, überlegt und ruhig, die Gäste aus Leverkusen gewährten allerdings auch höflich den nötigen Platz dafür. Nach fünf Minuten erspielte sich der Titelverteidiger die erste Gelegenheit, Tolissos Schuss wehrte Bayer-Torwart Bernd Leno ab. Leverkusen reagierte auf die Münchner Dominanz, indem das Team deutlich ruppiger verteidigte; innerhalb kurzer Zeit gab es mehrere Freistöße für den FC Bayern, und einen davon nutzte dieser zur Führung.

Rudy legte sich den Ball zurecht, er schaute auf die Spieler im Strafraum, und dann entschied er sich, den Ball so zu flanken, dass er bei dem Spieler landet, den er am besten kennt: bei Süle, dem Innenverteidiger, der ebenfalls aus Hoffenheim gekommen war. Flanke, Kopfball, Tor (9.). Sven Bender verzichtete in dieser Szene allerdings bereits wieder auf das ruppige, körperliche Verteidigen.

Dass es am Ende nicht doch ein knapperes Ergebnis wurde, entschied sich drei Minuten später, als Admir Mehmedi frei vor Sven Ulreich auftauchte, der Manuel Neuer im Tor vertrat. Dessen rechter Fuß verhinderte den Ausgleich. Stattdessen erhöhte der FC Bayern in der 18. Minute, wieder nutzte er eine Standardsituation. Joshua Kimmich, der andeutete, als Rechtsverteidiger ein ganz unaufgeregter Nachfolger von Philipp Lahm zu werden, trat einen Eckball, Leno faustete den Ball direkt zu Vidal, der hatte genug Zeit, um den Ball zu lupfen. Im Fünfmeterraum wartete Tolisso. Lupfer, Kopfball, Tor.

Wieder hatte Leverkusen drei Minuten später die Möglichkeit, dem Abend eine andere Wendung zu geben, wieder verhinderte dies der rechte Fuß von Ulreich, dieses Mal nach einem Schuss von Kevin Volland. In der 23. Minute stand dann wieder ein Münchner Zugang im Mittelpunkt. Eine flinke Kombination schloss Tolisso mit einem platzierten Schuss ab - er traf den Pfosten. Den Rest der ersten Halbzeit brachte der FC Bayern routiniert zu Ende, angeführt von den ruhigen und überlegten Rudy und Tolisso. Allein das Wetter erschwerte das Spiel, nach dem heftigen Regen blieben etliche Ränge der ins Trockene geflüchteten Zuschauer leer.

In der letzten halben Stunde dominiert Leverkusen

Die Entscheidung führte schließlich eine Szene herbei, die ein ganz anderer Neuzugang in dieser Saison ermöglichte: der Videobeweis. Schiedsrichter Tobias Stieler hielt sich in der 52. Minute den Finger ans Ohr, er wartete darauf, was seine Kollegen in Köln auf ihren Bildschirmen sahen, dann entschied er: Foulspiel von Charles Aránguiz an Robert Lewandowski im Strafraum, Elfmeter. Diesen verwandelte der gefoulte Angreifer routiniert.

In der letzten halben Stunde zeigte der FC Bayern allerdings auch, dass dieser Übergang nicht immer lässig gelingen muss. In dieser letzten halben Stunde dominierte nämlich Bayer Leverkusen. Doch die Gäste ließen zu viele vielversprechende Chancen ungenutzt; einzig Mehmedi traf, mit einem wuchtigen Schuss (65.).

Torschütze Süle gestand im ZDF: "Wir haben uns schwer getan. In der ersten Halbzeit hatten wir noch gute Chancen, die zweite Halbzeit war nicht so gut." Bayer-Schlussmann Bernd Leno ärgerte sich indes. "Ich habe gemischte Gefühle", sagte er.

"Da war mehr drin." Ganz am Ende sangen die Fans dann noch ein Lied, es war ein Lied, das nicht zu diesem Abend passte. Sie feierten, dass einer das Tor zum Sieg in der Champions League erzielt habe. Sie feierten Robben.

© SZ vom 19.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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