Interview:Viele Faktoren

Klaus Gehrcke

Klaus Gehrcke ist Leiter des Fachbereichs Strahlenschutz und Umwelt im Bundesamt für Strahlenschutz.

(Foto: BfS)

Wie Radon in das Haus gelangt und welche Messverfahren sinnvoll sind, erklärt Klaus Gehrcke vom Bundesamt für Strahlenschutz.

Interview von Lars Klaasen 

SZ: Wie gelangt Radon in die Häuser?

Klaus Gehrcke: Unsere Umwelt, einschließlich des Bodens, enthält eine ganze Reihe natürlicher radioaktiver Stoffe. Radon ist Bestandteil einer Zerfallsreihe, deren Ausgangspunkt das Uran-238 ist. Als Edelgas kann es sich im Boden leicht ausbreiten und gelangt über die Erdoberfläche in die Atmosphäre, bei Undichtigkeiten wie Rissen im Fundament oder unzureichend abgedichteten Leitungsdurchführungen auch in Gebäude. Dort breitet es sich aus und kann, in Abhängigkeit von einer Vielzahl von Umständen, wie beispielsweise der baulichen Beschaffenheit des Hauses oder dem Lüftungsverhalten, auch hohe, für die Gesundheit relevante Konzentrationen erreichen.

Wie kann man erkennen, ob die Radonstrahlung im Haus bedenklich ist?

Die Radonkonzentration in Gebäuden ist nicht überall in Deutschland gleich verteilt und hängt unter anderem vom jeweiligen geologischen Untergrund ab. Einen Anhaltspunkt, wie hoch die Radonkonzentration in einer Region im Boden ist, gibt unter anderem die Radonkarte. Welche Radonkonzentrationen in einem Haus herrschen, kann aber nur durch Messungen festgestellt werden. Dafür gibt es sowohl elektronische als auch sogenannte passive Messgeräte, die von darauf spezialisierten Firmen zur Verfügung gestellt werden.

Wie läuft die Messung ab?

Zu berücksichtigen ist, dass die Radon-Konzentration tages- und jahreszeitlichen Schwankungen unterliegt, und dass das mögliche gesundheitliche Risiko nicht nur durch die Konzentration bestimmt wird, sondern auch durch die Dauer, der Menschen ihr ausgesetzt sind. Idealerweise sollten deshalb Messungen in Aufenthaltsräumen wie Wohn- und Schlafräumen über ein Jahr durchgeführt werden, kürzere Messzeiten sind aber möglich. In jedem Fall sollte man sich an eine entsprechende Fachfirma wenden, die geeignete Messgeräte zur Verfügung stellt, diese auswertet und fachkundig beraten kann. Eine Liste mit Unternehmen, die an Maßnahmen zur Qualitätssicherung teilnehmen, findet man auf der BfS-Internetseite.

Welche Richtwerte gibt es?

Das BfS vertritt seit Jahren die Auffassung, dass bei Konzentrationen oberhalb von 100 Bq/m³ Maßnahmen erwogen werden sollten. In einfachen Fällen kann bereits das Abdichten von Kellertüren oder häufigeres Lüften zum Erfolg führen. Die durchschnittliche Konzentration in Aufenthaltsräumen beträgt in Deutschland etwa 50 Bq/m³. Es ist wissenschaftlich bis in einen Konzentrationsbereich von 100 bis 200 Bq/m³ nachgewiesen, dass Radon Lungenkrebs hervorrufen kann, und einiges spricht dafür, dass das auch für geringere Konzentrationen der Fall ist.

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