Zoologie:Magische Zunge

Wie schaffen es Frösche, sich mit einem Zungenschlag Beute einzuverleiben, die mehr wiegt als sie selbst? Forscher haben die entscheidenden Faktoren identifiziert.

Diese Essmanieren wären unter Menschen schon aus kulturellen Gründen inakzeptabel: die Speise mit einer blitzartigen Zungenbewegung zu schnappen - auch über beträchtliche Entfernungen hinweg - und ab in den Mund damit. Auch stünde die Physik im Weg. Eine mit 15 km/h hervorschnellende menschliche Zunge würde jeden Leckerbissen schlicht hinwegfegen, schon aus Gründen der Impulserhaltung. Wie also schaffen es Frösche, sich mit einem Zungenschlag Beute einzuverleiben, die mitunter mehr wiegt als der eigene Körper? Zwei Umstände sind dafür maßgeblich, haben Bioingenieure des Georgia Institute of Technology im US-amerikanischen Atlanta festgestellt: erstens eine extrem weiche Zunge. Die des Frosches ist zehnmal so weich wie das Kauwerkzeug im menschlichen Mund und schmiegt sich wie ein flauschiger Lappen um die Konturen der Beute. Zweitens ein spezieller Speichel, der sich wie eine sogenannte nicht-newtonsche Flüssigkeit verhält. Die Forscher vergleichen es mit Wandfarbe: Im Mund des Frosches ist die Spucke flüssig, klatscht sie jedoch auf die Beute, verhält sie sich hart und klebrig. Aus diesem wundersamen Froschspeichel lässt sich womöglich auch innovative Technik für die Menschheit entwickeln.

© SZ vom 14.02.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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