Zoologie:Hört mich denn keiner?

(Foto: Sandra Goutte)

Dieser Frosch aus dem brasilianischen Regenwald ist gerade mal so groß wie ein Daumennagel und quakt, obwohl er nichts hören kann. Warum tut er das?

Von Tina Baier

Es ist seltsam, das Leben dieser daumennagelgroßen Froschlurche und irgendwie auch traurig. Die Tiere, die noch nicht einmal einen deutschen Namen haben, kriechen mitten im brasilianischen Regenwald im Laub umher. Wie die meisten Frösche quaken sie - doch niemand kann sie hören, wie Zoologen jetzt herausgefunden haben. Zumindest nicht ihre natürlichen Ansprechpartner, also die Artgenossen, die mit ihnen im Laub leben. Die Tiere sind nämlich ausgerechnet für die Frequenzen, auf denen sie quaken, taub. "Wir haben so etwas noch nie erlebt", sagt der dänische Froschexperte Jakob Christensen-Dalsgaard, der das Hörvermögen der Amphibien im Labor getestet hat. Normalerweise rufen Frösche, um einen Partner zu finden. Brachycephalus pitanga hat das aber wahrscheinlich gar nicht nötig, weil sich die Tiere aufgrund ihrer grellorangen Färbung im grün-braunen Laub auch so finden. Die Frage ist, warum sie trotzdem immer weiter rufen, dadurch enorme Mengen an Energie verschwenden und möglicherweise auch noch Feinde mit ihrem Geschrei anlocken. Handelt es sich um einen Irrweg der Evolution? Bis jetzt hat jedenfalls niemand eine Erklärung für diese Art der Kommunikationsstörung gefunden.

© SZ vom 22.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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