Klimaprognose:Wetterforscher sagen milden Winter voraus

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Der Herbst war bislang recht frostig, doch der Winter soll eher mild werden (Foto: dpa)

Laut einer Drei-Monats-Prognose soll es etwas wärmer werden als im Durchschnitt. Doch wie aussagekräftig sind derlei Langfrist-Vorhersagen?

Von Marlene Weiß

Auf die Reflexe der Menschen ist Verlass. Sobald Spekulatius und Lebkuchen in den Supermarktregalen stehen, fragen sie ungeduldig: "Wird es dieses Jahr weiße Weihnachten geben?" Und wenn Laubbläser die Straßen reinigen, die Zeit umgestellt ist und es abends wieder früh dunkel wird, dann wollen sie wissen: "Der Winter, wie wird er dieses Jahr?" Werden Meteorologen mit Fragen wie diesen konfrontiert, dann winken sie ab, weil sie seriöse Wissenschaftler sind. Langfristige Prognosen - auch solche, die das Wetter für kommende Monate vorhersagen sollen - weichen einfach zu oft von den späteren Ereignissen ab. Trotzdem: Meteorologen bieten seit Kurzem langfristige Vorhersagen an, aus denen sich immerhin grobe Trends für das Wetter der kommenden drei Monate ablesen lassen.

So veröffentlicht der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg und dem Max-Planck-Institut für Meteorologie regelmäßig eine Drei-Monats-Prognose. Laut der aktuellen Ausgabe steht Deutschland in diesem Jahr ein recht milder Winter bevor. So soll es von Dezember bis Februar um 0,5 bis ein Grad Celsius wärmer sein als im Mittel der vergangenen drei Jahrzehnte. Zwischen 1981 und 2010 lag dieser Mittelwert in Deutschland für diese drei Monate bei plus 0,9 Grad Celsius. Dieser Wert enthält Tages- und Nachttemperaturen.

Die US-Wetterbehörde NOAA rechnet für die Wintermonate im Norden und Osten Deutschlands sogar mit bis zu zwei Grad Celsius mehr als in den vergangenen zehn Jahren, die ohnehin schon warm waren.

Das klingt, als sollte in Deutschland niemand mit weißen Weihnachten rechnen und vielleicht den Skiurlaub im Februar rechtzeitig stornieren. Aber Vorhersagen wie die Drei-Monats-Prognosen sind mit großer Unsicherheit behaftet und verfügen keinesfalls über die gleiche Genauigkeit wie ein Wetterbericht für die kommenden Tage. Wie wenig diese langfristigen Vorhersagen manchmal mit der Realität zu tun haben, zeigt sich, wenn Wissenschaftler ihre Modelle testweise mit den Daten der vergangenen Jahre füttern: Bislang liegt ihre Trefferquote nur um ein paar Prozentpunkte über dem Zufallsniveau. Das ist nicht viel, aber besser als gar nichts. Nur, für die Urlaubsplanung taugt so eine Vorhersage definitiv nicht.

"Das ist eben keine Wetter-, sondern eine Klimaprognose", sagt Wolfgang Müller: also kein konkreter Wetterbericht, sondern nur ein Trend; je nach Wetterlage kann es auch ganz anders kommen. Der Klimaforscher vom Max-Planck-Institut für Meteorologie ist an dem DWD-Projekt beteiligt, ist aber sehr vorsichtig, was langfristige Vorhersagen angeht.

Der aktuelle Wintereinbruch taugt jedenfalls nicht, um daraus Schlüsse für die kommenden Monate zu ziehen. "Wetterlagen können sich innerhalb von zwei Wochen komplett umdrehen", sagt Andreas Friedrich vom DWD. Dass es im November mal kalt wird und auch ein wenig Schnee fällt, ist nicht überraschend - und sagt wenig über die kommenden Monate aus. Wie der Winter also wird? Es könnte sein, dass er recht mild wird. Sicher ist aber nur, dass bis Weihnachten Spekulatius und Lebkuchen in den Supermärkten verkauft werden.

© SZ vom 09.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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