Verhaltensbiologie:Des Mäuseriches Minnesang

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Männliche Mäuse bieten ihrer Angebeteten nicht nur Balzgesänge. Sie klauen auch Motive von konkurrierenden Sängern, um die Umworbene zu betören, berichten US-Forscher.

Mit Ultraschallgesängen, die wir nicht hören können, balzen Mäusemännchen um Weibchen. (Foto: Ljupco Smokovski)

Männliche Mäuse singen, um Weibchen zu betören. Ihre für Menschen unhörbaren Ultraschallgesänge können sie dabei variieren und auch von ebenfalls singenden Konkurrenten lernen, berichten Neurobiologen um Erich Jarvis und Gustavo Arriaga von der Duke University im Fachjournal Plos One (Bd. 7, S. e46610, 2012).

Die Nager zählen demnach zur exklusiven Gruppe der Lautlerner im Tierreich. Neben dem Menschen können dies nur wenige Säugetier- und Vogelfamilien.

Die Neurobiologen untersuchten die Gehirne von nicht singenden und singenden sowie von nur zuhörenden Mäusen und solchen, die zwar mit Duftstoffen zum Singen angeregt worden waren, aber ihren eigenen Gesang nicht hören konnten.

Dabei stellten sie anhand der jeweiligen Gen-Aktivität fest, dass singende Mausmännchen eine Verbindung zwischen dem Lautzentrum ihres Gehirns und dem sogenannten frontalen Kortex herstellten - ebenso, wie das bei Menschen der Fall ist.

Der Gesang wird demnach vom Gehör kontrolliert. Diese Rückkopplung ist für den Gesang notwendig und sorgt für konstante Frequenzen und Rhythmen, so die Autoren. Zudem zeigte sich, dass Mausmännchen, die auf fremde singende Männchen trafen, die Tonhöhen ihres Gesang mit der Zeit anglichen.

Mäuse können also offenbar akustische Signale erlernen. Selbst viele Primaten können dies nicht. Wale und Delfine sowie Singvögel und Papageien sind dazu hingegen in der Lage.

Erst kürzlich hatte Frauke Hoffmann vom Konrad-Lorenz-Institut für Verhaltensforschung in Wien in der Zeitschrift Physiology & Behavior berichtet, dass weibliche Hausmäuse den Gesang der Männchen einschätzen können: Sie waren in der Lage, Fremde und nahe Verwandte am Gesang zu unterscheiden.

Eine Sangesprobe - hörbar gemacht - finden Sie hier.

(Quelle: Arriaga G, Zhou EP, Jarvis ED (2012) Of Mice, Birds, and Men: The Mouse Ultrasonic Song System Has Some Features Similar to Humans and Song-Learning Birds. PLoS ONE 7(10): e46610. doi:10.1371/journal.pone.0046610)

© SZ vom 12.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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