Ukraine:"Wie gut kann ein Mensch arbeiten, wenn Raketenangriffe drohen?"

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Das Kharkov Institute of Physics and Technology galt einst als sowjetisches Los Alamos, ein Zentrum der Atomwaffenentwicklung. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges liegt das Institut in Trümmern. (Foto: Oleksandr Brynza/AP)

Auch in Lwiw im Westen der Ukraine fällt der Strom aus, schlagen russische Raketen ein. Ein Gespräch mit dem Biologen Jurij Salyha, der auch im Krieg die Forschung am Laufen hält.

Interview von Sina Metz

Die Frontlinie ist über tausend Kilometer entfernt, dennoch ist der Krieg auch in Jurij Salyhas Forschungsinstitut zu spüren. Das Institut für Tierbiologie der Nationalen Akademie der Agrarwissenschaften der Ukraine liegt im Westen des Landes, nahe der polnischen Grenze. Mal fällt der Strom aus, das Geld ist knapp, und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fehlen - weil sie geflohen oder an die Front gegangen sind. Laut einer Umfrage unter mehr als 2500 ukrainischen Forschenden habe das Land etwa ein Fünftel seiner Forschungskapazitäten aus der Zeit vor russischen Invasion in der Ukraine verloren, heißt es in einem Bericht im Fachmagazin Humanities & Social Sciences Communications. Über 17 Prozent der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben demnach die Forschung verlassen. Eigentlich erforscht Salyha mit seinem Team, wie sich Zucht, Umwelt und Lebensmittel auf die Gesundheit von Nutztieren auswirken. Jetzt herrscht schon über 600 Tage Krieg. Seit 2022 steht auf der Publikationsliste des Institutsleiters auch ein Hilferuf an die internationale Wissenschaftsgemeinde, die Ukraine nicht zu vergessen.

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