Tierschutz:EU verbietet Handel mit Robbenprodukten

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Starkes Signal gegen die Robbenjagd: Das EU-Parlament hat ein weitreichendes Handelsverbot für Robbenfelle und andere Produkte verabschiedet. Es gilt von 2010 an.

Der Handel mit Robbenprodukten wird in der EU von 2010 an verboten. Das Europaparlament hat am Dienstag in Straßburg mit großer Mehrheit für ein entsprechendes europaweites Einfuhr- und Handelsverbot gestimmt.

Nach der formalen Zustimmung der EU-Regierungen kann das Verbot im kommenden Jahr in Kraft treten. Ausnahmen sollen für die arktischen Ureinwohner (Inuit) gelten, die Robben nicht-kommerziell jagen. Sie sollen weiterhin Robbenprodukte auch verkaufen dürfen.

Dieser Beschluss werde in Kanada in diesem Jahr etwa 250.000 Jungrobben das Leben retten, sagte Rebecca Aldworth von der kanadischen Tierschutzgesellschaft Humane Society International. In Erwartung eines Handelsverbots seien seit Beginn der Robbenjagdsaison im März erst etwa 60.000 Robben getötet worden.

"Das EU-Parlament hat den letzten Sargnagel in das Geschäft der Robbenjäger gehämmert", freute sich der Internationale Tierschutzfonds IFAW. "Es ist gut, dass das Abschlachten von Robbenbabys für zweifelhafte Luxusgüter nicht mehr toleriert wird", sagte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn.

Verwendet werden die Felle meist für die Herstellung von Pelzen, Mänteln und Mützen. EU-Umweltkommissar Stavros Dimas sagte, die neue Regelung entspreche der Auffassung der EU-Bürger, die die grausamen Methoden der Robbenjagd ablehnten.

Kanada protestiert gegen Verbot

Den Tieren wird häufig mit einem speziellen hakenbewehrten Stock der Schädel eingeschlagen. Nach Beobachtung von Tierschützern gelingt dies jedoch oft nicht, und den Robben wird bei lebendigem Leib das Fell abgezogen.

Aldworth betonte, auch eine Mehrheit der Bevölkerung in Kanada stehe in Opposition zu ihrer eigenen Regierung und lehne die Robbenjagd ab. Nach Einschätzung eines Industriesprechers in Ottawa würden die Inuit durch das Handelsverbot jedoch trotz der Ausnahmegenehmigung an ihrem Lebensnerv getroffen.

Die meisten Inuit hätten außer dem Erlös vom Robbenfang "kaum ein anderes Einkommen", sagte der Geschäftsführer des Kanadischen Pelzinstituts in Ottawa, Rob Cahill. Wenn der Markt durch das Importverbot erst einmal zerstört sei, könnten auch die Inuit ihre Produkte nicht mehr kostengerecht verkaufen.

Die kanadischen Robbenfellimporte in die EU haben pro Jahr etwa einen Wert von 4,2 Millionen Euro, wobei 2006 die beiden wichtigsten Importländer Dänemark und Italien waren. In Deutschland schwankt nach Angaben des IFAW der Umsatz mit Robbenprodukten zwischen 200.000 und einer Million Euro pro Jahr.

Bis zum 15. Mai dürfen in Kanada Robben für kommerzielle Zwecke gejagt werden. Auch in Grönland und Namibia werden Robben gejagt, insgesamt werden pro Jahr nach EU-Schätzungen etwa 900.000 Robben getötet.

Als "längst überfällig" bezeichnete die deutsche Grünen-Europaabgeordnete Heide Rühle das Verbot. In den USA, Belgien und den Niederlanden sei der Verkauf von Fell-Produkten, Ölen und Robbenfleisch längst verboten. Auch die deutsche Bundesregierung hatte sich im März auf ein Importverbot auf nationaler Ebene verständigt.

Die kanadische Regierung verteidigte hingegen die Praktiken seiner Robbenjagd als human und nachhaltig - und protestierte damit gegen das EU-Handelsverbot. "Der Entscheidung des Europäischen Parlaments basiert nicht auf Fakten. Die kanadische Robbenjagd unterliegt den strengen Bestimmungen der Tierschutzes, die von unabhängigen Beobachtern international anerkannt sind", sagte die Fischereiministerin Gail Shea am Dienstag in Ottawa in einer Erklärung. Sie warne die Europäer davor, sich von von politischen Motiven leiten lassen.

Handelsminister Stockwell Day kündigte Konsequenzen an. "Die EU muss für Länder wie Kanada, das strenge Richtlinien für humane und nachhaltige Robbenpraktiken hat, eine Ausnahmeregelung finden", forderte er. "Wenn es keine akzeptable Ausnahme gibt, dann wird Kanada das Verbot vor der Welthandelsorganisation anfechten".

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