"Sharkwater":Und der Mensch,der hat ein Messer

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Rob Stewart wollte nur einen schönen Film über Haie drehen. Es wurde ein Wirtschaftskrimi - und Stewart hätte beinahe ein Bein verloren.

Susanne Hermanski

Der Fotograf Rob Sterwart wollte eigentlich nur einen Film zur Ehrenrettung seine Lieblingstiere drehen: der Haie. Doch als er in die Meeresgründe hinabtauchte, um zu zeigen, dass sie ebenso schön wie für den Menschen ungefährlich sind, war er schockiert.

Rob Stewart: "Ich hatte keine Ahnung, in welches weltpolitische Wespennest wir stechen." (Foto: Foto: dpa)

Ihre Zahl waren grausam ausgedünnt - durch illegale Fangzüge im riesigen, professionellen Format. Aus seinem Filmdebüt wurde in der Folge weniger die tiefblaue Naturdoku als ein Wirtschaftskrimi. Der kostete ihn vier Jahre Arbeit und seine Gesundheit.

In Kanada war Sharkwater dann - auch dank seines typisch amerikanisch-didaktischen Tonfalls - ein Kassenschlager. Weltweit erhielt er bereits 26 Preise. Außerdem ist Rob, ein Sunnyboy wie er sonst nur am Surfer-Strand steht, heute der Schwarm vieler ökologisch bewegter Teenager. Wie all das kam, besprach er mit Susanne Hermanski im Bayerischen Hof.

SZ: Ihr Film hat eine riesige Bandbreite: großartige Unterwasseraufnahmen genauso wie schmuddelig körnige Doku-Szenen. Wie kam das zustande?

Rob Stewart: Von Haus aus bin ich Unterwasserfotograf. Aber um endlich zu zeigen, wie majestätisch sich Haie unter Wasser bewegen, habe ich zur Videokamera gegriffen. Ich dachte, kein Problem: Wenn ich schöne Stils machen kann, kann ich auch einen tollen Film drehen - solange ich die Kamera nicht zu heftig bewege.

SZ: Die Probleme waren dann ja auch ganz anderer Art, nicht wahr?

Stewart: Das können Sie laut sagen. Wir sind bei den ersten Dreharbeiten in Costa Rica im Gefängnis gelandet. Die Crew hat um Leib und Leben gefürchtet, und ich hätte beinahe ein Bein verloren.

SZ: Daran war kein Hai schuld?

Stewart: Keineswegs. Wir sind auf ein florierendes, illegales Geschäft gestoßen, das sogenannte ,,Sharkfinning''. Dabei werden die Haie aus dem Wasser geholt, ihnen werden die Flossen abgeschnitten. Und dann werfen die Fischer die verendenden Tiere wieder ins Wasser. Das tut mir nicht nur in der Seele weh: Dabei werden auch an die 90 Prozent des Fleisches verschwendet - und das vor den Küsten von Ländern deren Bevölkerung zum Teil Hunger leidet. Zudem gerät durch die Ausrottung der Haie das Ökosystem im Wasser total aus dem Lot.

SZ: Wer hat Interesse an den Flossen?

Stewart: Sie bringen auf dem asiatischen Markt, vor allem in China, ein Milliarden-Geschäft. Haifischflossensuppe ist dort das Hochzeitsessen der reichen Leute und mit der steigenden Prosperität ist die Nachfrage irre gestiegen. Außerdem verspricht sich der Aberglaube eine potenzstärkende Wirkung davon.

SZ: Kann es sein, dass Sie ein bisschen naiv an die Sache herangegangen sind?

Stewart: Oh, ja. Als ich mit zwei Freunden, die auch null Erfahrung hatten, loszog, hat mir meine Freundin erstmal ein Buch übers Filmemachen geschenkt. Außerdem hatte ich zwei Spielfilme zur Inspiration auf dem Laptop: Snatch und Die fabelhafte Welt der Amelie. Vor allem aber hatte ich keine Ahnung, in welches weltpolitische Wespennest wir stechen.

© SZ Extra vom 10.4.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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