Schädlingsbekämpfung:Hunde als biologische Schädlingsbekämpfer

Lesezeit: 2 min

Hunde können Zitrus-Gewächse erschnüffeln, die mit der Pflanzenkrankheit Huanglongbing befallen sind. (Foto: AFP)
  • Hunde werden gezielt darauf abgerichtet, Pflanzenschädlinge zu erschnüffeln.
  • Befallene Pflanzen können dank der Spürnasen beseitigt werden, bevor sich Krankheiten ausbreiten.
  • Schäferhunde können etwa pilzbefallene Avocadobäume erschnüffeln, oder unter Zitruspflanzen kranke Exemplare erkennen. Auch in Europa werden Hunde mittlerweile als Schädlingsbekämpfer eingesetzt.

Von Andrea Hoferichter

Wenn Hunde dienstlich unterwegs sind, suchen sie in der Regel nach Drogen, Sprengstoffen oder Leichen. Im Süden Floridas allerdings erschnüffeln die Schäferhündinnen Candy, Cobra und OneBetta einen Pilz, der Avocadobäumen den Garaus machen kann. Sie zeigen infizierte Exemplare an, schon bevor von außen Schäden zu sehen sind, wie Forscher der Florida International University (FIU) berichteten. Befallene Bäume können dann schnell entfernt werden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Der Pilz heißt Raffaela lauricola, wird vom Ambrosiakäfer übertragen und reiste einst mit diesem vor allem in Verpackungsholz, Paletten und Kisten aus Asien ein. Erste Schäden wurden 2002 gesichtet. Seither hat der Pilz, der den Krabblern als Nahrungsquelle dient, auf Avocadoplantagen Schäden von mehr als 300 Millionen Euro angerichtet. "Die Idee, Hunde zur Früherkennung einzusetzen, ist nicht neu, aber erstmals wurde ihre Treffsicherheit für diese Baumkrankheit systematisch untersucht", sagt der FIU-Forscher Julian Mendel.

Monatelang trainierte das Team die Vierbeiner, bis diese auf Kommando pilzbefallenes Avocadoholz in duftdurchlässigen Plastikbeuteln und Pilzproben aus dem Labor aufspüren konnten. Die anschließenden Tests fanden zu verschiedenen Tageszeiten und bei unterschiedlichem Wetter statt. "Wind kann zum Problem werden, weil er die Gerüche verweht", erklärt Mendel. Auch Wildtiere könnten die Spürnasen ablenken. Doch der Forscher war mit den Leistungen zufrieden. "Von 229 Suchen waren nur 24 nicht erfolgreich", berichtet er. Es gab zwölf Mal Fehlalarm und in zwölf Fällen blieb der Duftstoff unentdeckt.

Die Tiere erkennen sogar Bäume, die von Bakterien befallen sind

Auch auf Orangen, Zitronen- oder Limettenplantagen können Hunde kranke Bäume aufspüren. Wissenschaftler des Landwirtschaftsministeriums der USA trainieren sie darauf, die bakteriellen Krankheiten Huanglongbing (gelber Drache) und Zitruskrebs zu erschnüffeln oder die Sharka-Krankheit, die Ernten von Pfirsich-, Pflaumen- und Mandelbäumen mindern kann. Auf Hawaii hätten die Vierbeiner zudem gezeigt, dass sie auch im Boden versteckte Larven eines eingeschleppten Herkuleskäfers finden, der Kokospalmen zugrunde richtet, heißt es aus dem Ministerium. Sie könnten ein befallenes Gebiet in der Hälfte der Zeit ausmachen, die ein vierköpfiges Team dafür bräuchte.

Auch in Europa sind Hunde im Einsatz, um Käfer aus fernen Ländern zu finden, die Baumbestände bedrohen. Ein Team um Ute Hoyer-Tomiczek vom Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW) in Wien hat dabei vor allem zwei Arten im Visier: den Asiatischen Laubholzbock Anoplophora glabripennis, der in der Regel mit Transportverpackungen aus Holz ins Land kommt, und den Zitrusbockkäfer Anoplophora chinensis, der mit lebendem Pflanzenmaterial, etwa in der beliebten Gartenpflanze Fächerahorn, durch die Welt reist. "Beide Käferarten riechen ähnlich", sagt die Biologin. Und beide stehen auf der Quarantäneliste der EU. Das heißt, befallene Bäume müssen gefällt, gehäckselt und verbrannt werden.

"Schäden an Bäumen werden allerdings oft erst spät sichtbar, wenn die Käfer schon ein bis anderthalb Jahre tief im Holz leben", berichtet Hoyer-Tomiczek. Tests hätten gezeigt, dass Menschen mit Ferngläsern höchstens ein Drittel der befallenen Bäume erkennen. Hunde mit ihren sensiblen Nasen hingegen schaffen oft Quoten von über 90 Prozent, wie das BFW-Team schon 2016 berichtete. Die Schnüffelmethode ist von internationalen Pflanzenschutzorganisationen offiziell anerkannt.

Hoyer-Tomiczek begann schon vor fast zehn Jahren, gemeinsam mit der Hundetrainerin Gabriele Sauseng, Hunde auf die beiden Bockkäferarten abzurichten, nicht nur auf den Käfergeruch selber, sondern auch auf den Duft von Larven, Eiern und mit Kot und Speichel behafteten Bohrspänen, die die Krabbler hinterlassen. "Und wir trainieren an verschiedenen Baumarten, damit der Baumgeruch die Hunde nicht irritiert", sagt die Biologin. Mittlerweile haben die beiden Frauen 108 Vierbeiner und 88 Hundeführer ausgebildet, die in ganz Europa im Einsatz sind, in Wäldern und für Importkontrollen an Häfen und Flughäfen.

Zudem werden seit Ende letzten Jahres am BFW Hunde auf den Asiatischen Eschenprachtkäfer trainiert, der in Zukunft Europas Eschen bedrohen könnte. Und auch der Asiatische Moschusbock, ein Obstbaumschädling, sowie der in Europa heimische Borkenkäfer können von Hunden wahrscheinlich bald erschnüffelt werden. "Wir haben dazu schon Trainingsprogramme im Aufbau", sagt Hoyer-Tomiczek.

© SZ vom 20.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: